Bronco!

Nachdem Luzie und ich in diesem Winter so viele Kilometer zu Fuß zurückgelegt haben, bin ich froh, sie endlich wieder reiten zu können. Wir traben auch schon und zwar gaaaaanz vorsichtig und steigerten täglich eine halbe Bahn bis, tja bis letzten Sonntag.

Ich war gerade dabei sie zu satteln, als Ralf um die Ecke kam. Vito war schon abgeritten und Ralf hatte Lust aufs Gelände. Meine Luzie, die nach dem vielen Spazieren gehen im Winter supercool ist, brauchte ich nicht abreiten. Sie ist ja eh das bravste Pferd der Welt.

Wir reiten also an der langen Weide entlang, links um die Kurve und bis zum Wäldchen. Mein Vorschlag, das Wäldchen noch hinter uns zu lassen und dann umzudrehen findet Ralfs Zustimmung. Den Pferden ist es immer unheimlich, am Wäldchen vorbeizugehen, vielleicht sind es die sagenhaften Willicher Kobolde, die sie instinktiv spüren. Ich drehe deshalb nicht gerne vor dem Wäldchen um, die Pferde könnten sich das ja mal merken.

Aber was ist das für ein Geräusch? Ach ja, ein Trecker, der das Feld bearbeitet. Und hinter dem kleinen Hain steht doch noch so ein Monstrum und Teile liegen auf dem Boden verstreut. Wir beschließen, kurz in den Weg zu gehen und dann aber wirklich umzukehren. Luzie schaut misstrauisch auf die Gegenstände auf der Erde. Ich treibe sie weiter, doch was war das denn? Sie BUCKELT! Das hatte ich ja noch nie erlebt. Luzie weigert sich, an dem Trecker vorbeizugehen, guckt was das Zeug hält, versucht ständig den Kopf zwischen die Beine zu nehmen und springt rum, wie eine Irre. „Mein braves Pferd! Was war das denn?“

Ich steige ab und führt sie an den Trecker heran. Sie schnuppert, alles ist gut. Also, wieder aufgestiegen und noch einmal daran vorbeigeritten. „Ach, wenn wir schon einmal auf dem Weg sind, können wir ja auch die Runde reiten. Warum umkehren?“

Gesagt, getan! Auf dem Weg müssen wir einige Sträucher umrunden. Dafür müßen die Pferde ein paar Schritte auf das matschige Feld ausweichen und was macht Luzie? Es paßt ihr nicht – die Hufe könnten ja feucht werden – und sie buckelt. Schon wieder! Man kann das ganz gut sitzen und ich unterdrücke meine Bedenken. Weiter geht es auf den Weg an der Straße entlang. Meine Luzie kennt Straße und Autos interessieren sie gar nicht.

Als erstes kommen zwei Motorräder mit lautem Auspuff. Luzie buckelt. „Hey, das ist jetzt echt nicht mehr witzig“, denke ich und schon saust wieder ein Auto vorbei. Luzie buckelt. Fahrradfahrer kommen uns entgegen, Luzie buckelt. Ich habe keinen Bock mehr und steige ab. Wir gehen ein paar Schritte zu Fuß und wieder fahren Autos vorbei. Luzie – an der Hand – interessiert das überhaupt nicht. Zwei Enduros passieren uns – keine Reaktion.

Hinter dem letzten Busch steigen wir wieder auf. Die Pferde sind die Ruhe selbst. Kaum sitze ich oben, entdeckt Luzie den Trecker im Feld gegenüber – und buckelt.

Ich schreie sie an, sie soll es lassen, da reißt sie sich für ein paar Meter zusammen. Bald haben wir die nächste, ruhigere Straße erreicht und die Pferde werden beide ruhiger. Kurz vor zu Hause, drängt Luzie Richtung Wiese. Sie wollte gerne ein bißchen Gras mümmeln. "Nee, nee, Ziege, heute bestimmt nicht. Jetzt gehen wir erst einmal auf den Platz und drehen unsere Runden. Arbeit muß sein, besonders heute."
Ein wenig später treffe ich die Tierärztin und erzähle ihr lachend von meinem Bronco, mit dem Erfolg, daß ich jetzt den Trab in größeren Schritten steigern darf. Endlich!

Lieben Gruß
Eure