Evenhof (40)

Dann kam der Tag, an dem ich Luzie zum ersten Mal einen Sattel auflegte. Es war überhaupt nicht spektakulär. Ich putzte sie und hatte den Sattel vorher bei Lady gebraucht. Kurzerhand legte ich ihn ihr auf den Rücken. Sie drehte den Kopf und schaute verdutzt nach hinten, so als wollte sie sagen, was ist das denn schon wieder neues, aber sie blieb auch entspannt und vertraute mir völlig.

Ein paar Tage später nahmen wir den Sattel dann mit ins Round-Pen. Ich legte ihn auf und gurtete langsam aber auch schon relativ fest an, damit sie den Sattel im Fall einer Panikattacke nicht sofort loswerden konnte, denn ein Sattel unter dem Bauch ist das Letzte, was man sich in diesem Stadium wünscht. Dann ließ ich sie um mich herum laufen.

Von Gary hatte ich gelernt, daß die jungen Pferde oft im Schritt ruhig bleiben, bei schnellerem Tempo aber anfangen zu bocken. Ich ließ es also vorsichtig angehen. Nach einiger Zeit ließ ich sie traben und dann auch galoppieren. Natürlich bockte sie ein wenig, aber sie merkte schnell, daß sie das Ding auf dem Rücken nicht so schnell loswerden würde und beruhigte sich auch gleich wieder.



Bald war der Sattel selbstverständlich, wie alles andere und es kam der Tag, an dem ich zum ersten Mal aufsteigen sollte. Ich hatte mich zuvor schon einige Male in die Steigbügel gestellt und über den Sattel gelegt. Eines schönen Tages bat ich also Wolfgang, mir zu helfen, was er gerne tat. Wir gingen ins Roundpen, Wolfgang hielt Luzie am Strick fest und ich stieg auf. War das ein tolles Gefühl. Das erste Mal saß ich nun auf meinem eigenen Pferd. Das erste Mal saß nun überhaupt jemand auf diesem tollen Tier. Ich war glücklich.

Luzies Kopf zeigte zur linken Seite, von wo ich aufgestiegen war. Der Blickwinkel, in dem ich mich nun befand war für sie ja auch etwas völlig Neues und da Pferde durch die Position der Augen eine andere Sichtweise haben als wir, kann es sein, dass sie scheuen, wenn man den Kopf auf die andere Seite nimmt, weil es so herum eben völlig anders aussieht. Man muß Pferden aus diesem Grund alles Neue jeweils von beiden Seiten zeigen und es ist tatsächlich jeweils etwas völlig Neues für sie.

Wolfgang führte Luzie also vorsichtig ein paar Schritte links herum, nahm ihren Kopf ganz vorsichtig auf die andere Seite und führte sie noch ein paar Schritte rechts herum. Dann stieg ich wieder ab. Ich war begeistert. Die Kleine war so brav. Sie schwankte zwar, eine reine Gleichgewichtssache, aber das ist völlig normal. Und sie war brav. Sie regte sich nicht auf, versuchte nicht zu fliehen, nicht zu buckeln. Es war einfach perfekt.

Von da ab arbeiteten wir öfter im Sattel. Die ersten Male kam Wolfgang noch mit ins Roundpen, aber nach einiger Zeit blieb Luzie besser im Gleichgewicht, lernte die ersten Kommandos Antreten, Anhalten und ließ sich ein wenig lenken und wir konnten daran denken, in die Halle zu gehen.


Lieben Gruß
Eure

Evenhof (39)

Und schon spielte sich alles wieder ein und es war fast wie früher. Ach, es gab doch nichts schöneres, als sonntags, am besten noch im Winter, mit allen im Stübchen zu sitzen und Kaffee zu trinken, Kuchen zu essen, zu quatschen und um vier – halb fünf zusammen die Pferde reinzuholen. Oder, wenn Heu kam, zusammen auf dem Heuboden zu stehen und Ballen zu stapeln, dabei liebevoll herumzufrotzeln und hinterher zusammen den obligatorischen Nudel- oder Kartoffelsalat und Schnitzel zu essen.

Mit Luzie kam ich dann auch ein Stück weiter. Ich hatte sie oft an der Hand und versuchte, ihr so viel wie möglich beizubringen.

Einmal stellten wir uns quer zur Straße an das Hoftor und lernten zusammen Autos kennen. Luzie verhielt sich prima. Beim ersten Auto sprang sie noch panisch nach hinten, auf das zweite reagierte sie schon viel gelassener und schon bald blieb sie ruhig stehen, wenn ein Auto vorbeifuhr. War dieses Stadium erreicht, konnten wir uns auf die Straße wagen. Wir wurden von Autos, Fahrradfahrern und Inlinescatern überholt und schon bald war dies alles kein Problem mehr. Bald wagten wir uns in den Wald und machten ein paar Spaziergänge.

Einmal kamen wir aus dem Wald zurück. Dabei mußten wir einen anderen Reitstall sowie einen Bauernhof passieren. Der Reitstall veranstaltete an diesem Sonntag ein Springtraining und es standen einige Hänger dort. Luzie ließ sich problemlos vorbeiführen, machte dann aber panisch Halt hinter dem Bauernhof, wo gerade das Futter aus dem Silo in den Stall geblasen wurde. Sie wurde riesengroß und wollte so schnell, wie möglich weiter. Das wollte ich nicht zulassen, bevor ich ihr nicht gezeigt hatte, daß das Silo gar nicht so schlimm ist. Ich führte sie also dort heran. Sie ging auch ein Stückchen mit, bevor sie panikartig begann nach rückwärts zu flüchten. Das wäre auch eigentlich überhaupt kein Problem gewesen, wenn nicht gerade in diesem Moment ein Teilnehmer des Springtrainings mit seinem Hänger an uns vorbeigefahren wäre. Anstatt anzuhalten, fuhren er auch noch weiter und Luzie wich immer weiter rückwärts. Ich sah sie schon mit dem Hänger kollidieren, aber wir hatten Glück im Unglück und es ist nichts passiert.
Trotzdem hatte mir dieser Vorfall einen dermaßenen Schreck in die Glieder gejagt, daß ich danach lange nicht mehr mit meinem Pferd auf die Straße ging. Eigentlich hatte der Vorfall Auswirkungen bis heute, denn ich gehe auch heute noch nicht mit einem guten Gefühl raus. Wenn ich schon an die großen Trecker auf den Feldwegen denke wird mir schlecht. Und hier gibt es jede Menge davon.

Irgendwann fing ich dann auch an, Luzie zu longieren. Ich tat dies nicht zu oft und auch nicht allzu lange, um sie nicht zu überfordern, aber es bot mir eine gute Gelegenheit, der Kleinen wieder etwas beizubringen. So lernte sie mit der Zeit meine Kommandos, bekam Kondition und ich konnte ihr auch schon so essentielle Dinge, wie Gurten, Ausbinden etc. beibringen.
Irgendwann kam dann auch der Tag, an dem sie zum ersten Mal ein Gebiß ins Maul bekam. Süß, wie sie versuchte, darauf herumzukauen und es loszuwerden. Aber auch diese Herausforderung meisterte sie bald ganz gelassen. Zwei- oder dreimal wurde es aber auch ganz schön brenzlig. Denn Luzie in vollem Saft wollte anscheinend Kräfte messen und schoß los, buckelnd und rasend. Ich zog eher zufällig im richtigen Moment an der Longe und sie rutschte weg und landete im Sand. Mir fuhr jedes Mal ganz schön der Schreck in die Glieder, aber nicht nur mir. Luzie stand auf und schaute mich respektvoll an. Wie gesagt, sie machte das zwei- oder dreimal und dann nie wieder. Sie wartet auch heute noch immer ab, bis sie von mir das Kommando zum Galopp bekommt und schießt nie von sich aus ab. Sie hatte ihre Lektion gelernt und ich frage mich heute noch, wie ich das gemacht habe, bin allerdings auch froh, daß damals nichts gravierendes passiert ist.

Lieben Gruß
Eure

Evenhof (38)

„Hallo Doro!“ „Hallo Conny!“ In meinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Das hörte sich ja alles ganz normal an. „Wie geht es Euch?“ „Gut! Wolfgang reitet!“ „Schau mal Wolfgang, wer hier ist!“ Er kam angeritten und grinste. „Hey, wie geht es Dir?“ Ich verstand die Welt nicht mehr. Was hatte ich alles an Gerüchten gehört, so schlimm, daß ich befürchtet hatte, sie würden mich achtkantig vom Hof schmeißen. War das jetzt alles erfunden? Ach egal. Ich nahm es, wie es war. Wir redeten ein wenig und verabredeten uns für die nächsten Tage. Mein Anliegen, mit Luzie zurückzukommen, hatte ich auch schon vorgetragen. Puh – fiel mir ein Stein vom Herzen.


Ein paar Tage später saßen wir dann, ganz so als ob nie etwas gewesen wäre, in der Küche und erzählten. Wie es uns ergangen war und was wir so planten. Die beiden waren ganz begeistert von dem Gedanken, daß Luzie zurückkommen sollte. Und Wolfgang hatte sich auch schon Gedanken gemacht. „Du bekommst die alte Box vom Nicki und den Trailplatz, den sowieso keiner benutzt, bauen wir zum Paddock um. Ich erzählte von Mingo, die mir ihren alten Unterstand geschenkt hatte und wir planten, ihn auf dem Paddock aufzustellen. Zu guter letzt sollte ich mir dann noch jemanden suchen, der sein Pferd mit Luzie zusammen auf das Paddock stellen wollte. Candy, die mit ihrer Besitzerin Marion gerade erst eingezogen war, sollte z. B. eine gute Wahl sein.


Und nachdem wir schon eine Weile gequatscht hatten, kam dann auch die Frage, auf die ich die ganze Zeit gehofft hatte: „Und was ist mit Lady? Möchtest Du sie noch....“ Ich fiel Wolfgang fast um den Hals. „Ja natürlich. Meine Lady. Gerne würde ich sie wieder als Reitbeteiligung haben!“ Überglücklich verließ ich an diesem Abend den Hof.


Überglücklich? Nicht ganz! Eine Sache passierte an diesem Abend noch, die mich gleich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Ich schaute nämlich auch mal kurz in den Stall und lief prompt einer der alten Einstallerinnen in die Arme. Wir hatten bis dahin wenig Kontakt, weder positiv noch negativ. Sie war mit ihrem Mann ca. ein halbes Jahr vor Luzies Geburt mit drei Pferden auf dem Hof eingezogen. Als sie mich sah entfielen ihrem essigsaurem Gesicht ganz spontan die Worte: „Oh Gott! Was willst Du denn hier?!“ Ich war es gewohnt, daß sie auf alles herabschaute, aber so aggressiv hatte ich sie noch nicht erlebt. Meine Begeisterung kann man sich vielleicht vorstellen. Na super, das fing ja schon wieder ganz klasse an!


Ein paar Tage später, kurz vor Sylvester, zogen wir also wieder um. Ingo war so lieb, uns zu fahren und damit Luzie nicht alleine im Hänger stehen mußte, fuhr ich kurzerhand hinten mit. Trotz ihrer Aufregung ging die kurze Fahrt gut vorbei und schon nach 30 Minuten Fahrzeit war sie wieder auf dem Evenhof. Die Box war schön, eine der wenigen mit Fenster und der Stalltrakt hatte mir sowieso immer am besten gefallen.


Meinen Urlaub verbrachte ich mit „Bauen“. Wir brauchten ein paar Tage um den Unterstand aufzustellen, den Zaun zu ziehen und eine Drainage zu legen, die etwas mehr als das halbe Paddock abdeckte. Ebenfalls von Mingo brachte ich die Zwischenmatten mit, auf die wir dann den Sand aufbrachten. Es war alles in allem keine geringe Investition, aber ich hatte ein wenig für mein Pferd gespart und hier war das Geld vernünftig angelegt.


Es fanden sich auch gleich ein paar Einstaller die gerne ihr Pferd mit auf das Paddock gestellt hätten. Die anderen Pferde hatten nur jeweils so viel Platz, daß sie alleine auf einem Paddock stehen konnten. Sie waren zwar den ganzen Tag draußen, hatten aber nicht die Möglichkeit sich groß zu bewegen oder auch unterzustellen. Mein Paddock war groß genug zum Toben und bot Schutz vor Nässe.


So kam es, daß wir Candy mit auf das Paddock stellten. Leider wurde sie aber so dominant, daß ich, bald um Luzie fürchtend, nach einer alternativen Lösung suchen mußte. Am liebsten wäre mir ja sowieso gewesen, Susanne hätte Tivio mit auf mein Paddock gestellt und eigentlich hatte ich auch damit gerechnet, daß sie als erstes fragen würde. Aber Annabella wollte dies auf keinen Fall und letztendlich war es ja auch ihr Pferd. Schlußendlich kam dann Sam dauerhaft mit auf das Paddock. Er und Luzie verstanden sich, bis auf ein paar kleinere Ausraster, ganz gut und dies war wohl die beste Lösung.



Von den alten Einstallern kam bis auf ganz wenige Ausnahmen nur positive Resonanz. „Schön, daß Du wieder da bist.“ „Wir haben Dich vermißt.“ „Du gehörst doch hierhin“, sind ein paar der Sprüche, die ich zu hören bekam. Ich war ehrlich überrascht, nachdem ich doch mit ganz anderem gerechnet hatte.


Lieben Gruß
Eure






Evenhof (37)

Ich dachte also daran, wieder Kontakt zum Evenhof aufzunehmen. Den Kontakt zu Susanne hatte ich in dem Dreivierteljahr nicht verloren, aber auch sie konnte mir in meinem gespaltenen Verhältnis zu den alten Stallbesitzern nicht helfen, da mußte ich ganz alleine durch. Ich versuchte es mit Emails und bekam keine Antwort. Über andere Leute hörte ich immer nur Horrorgeschichten, die mich weiter verunsichert haben. Alle Versuche waren fruchtlos. Es blieb nur eins – der Weg dorthin.

Ich kam von Susanne, als mich der Rückweg am Evenhof vorbeiführte. Wenn man aus der Nachbarstadt auf die Landstraße kam, konnte man abends den Hof schon von weitem sehen, falls dort Licht brannte. Es war Sonntag Abend nach 18 Uhr und stockduster. Eigentlich war schon Stallruhe aber manchmal gönnten sich Doro und Wolfgang gerade diese ruhige Zeit für ihre eigenen Pferde. Oft genug war ich schon vorbeigefahren und traute mich nicht, persönlich dort einzulaufen. Zu stark war die Bindung, die ich über Jahre gewonnen hatte, zu stark die Emotionen, die ich für den Stall und die Leute dort hatte. Ich kam also mit dem Auto aus der Nachbarstadt auf die Landstraße und dachte mir: „Wenn das Licht in der Halle brennt geh ich rein, wenn nicht, fahre ich weiter.“ Ich sah nichts und wollte schon aufatmen, aber im letzten Moment bemerkte ich entsetzt, daß tatsächlich Licht in der Halle war. Mein Herz schlug wie wild. Ich hatte es mir spontan vorgenommen, sollte ich jetzt den Sprung ins kalte Wasser wagen. Was, wenn sie mich abwiesen? Das war die Horrorvorstellung für mich.

Und ich tat es. Ich bog ab und fuhr auf den Parkplatz. Ohne weiter groß Nachzudenken betrat ich den Hof. Es war fast wie beim ersten Mal. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Und dann sah ich, daß Wolfgang in der Halle war und Doro davor stand. Na, jetzt gab es keinen Weg mehr zurück.


Lieben Gruß
Eure

Evenhof (36)

Diese und anderes Aktionen und die typischen, nirgends fehlenden Einstaller, die einem das Leben immer schon schwer machten, bewirkten, daß das Stallklima merklich nachließ.

Leider hatte ich mich mit einer Einstallerin angefreundet - Susanne war ja kaum noch auf dem Hof - die zu dem oben erwähnten Kreis gehörte und prompt wurde ich wider jeden besseren Wissens zu diesem Kreis gezählt, obwohl ich mich mit den meisten von ihnen noch nicht einmal gut verstanden habe. Bald spürte auch ich eine Ablehnung, die vorher nicht da war. Als diese Leute, alle gemeinsam, den Stall verließen, nicht ohne „verbrannte Erde“ zu hinterlassen, nahm Wolfgang das persönlich und seine Laune sank von Tag zu Tag.

Kurze Zeit später kam ich eines sonntags Nachmittag zufällig noch einmal auf den Hof, weil ich etwas vergessen hatte und stand plötzlich vor unserem Paddock, welches, ohne vorherige Andeutung, geschweige denn Absprache, auf ca. die Hälfte verkleinert worden war. Es war immer noch groß genug und immer noch das beste Paddock von allen, aber die Aktion selbst und vor allem die Heimlichkeit mit der das passierte, machte mich dermaßen wütend, daß ich mich sprachlos und verzweifelt heulend ins Auto schmiß und nach Hause raste. „Wie sollte ich bloß reagieren, wenn ich Wolfgang das nächste Mal gegenübertreten mußte?“ Von diesem Tag an fühlte ich mich auf dem Hof nicht mehr wohl.

Lehnchens Besitzer wollten ihr Fohlen Anfang Mai nach Hause holen. Sie boten mir an, Luzie mitzunehmen. Was mir noch vor einem halben Jahr undenkbar erschien, geisterte mir nun im Kopf herum und nach einigen weiteren merkwürdigen Aktionen im Stall entschloss ich mich schweren Herzens, daß Luzie mit Lehnchen gehen sollte. Ich stellte mir vor, daß sich die Luft nach einiger Zeit wieder klären würde und ich dann Zeit zurückkommen könnte und da es auch keine Alternative in Form von anderen Jungpferden auf dem Hof gab, wurde ganz kurzfristig Luzie zu Lehnchen in den Hänger gepackt.



Wolfgang und Doro reagierten wie befürchtet und schon hatte sich die Reitbeteiligung mit Lady dann auch erledigt. Der Evenhof war nun tabu für mich und ich mußte täglich 20 Minuten weiter fahren um zu Luzie zu kommen.

Ich stellte mir das anfangs ganz entspannt vor. Ich wollte nur jeden zweiten oder dritten Tag zu meinem Pferd fahren, was auch meiner Beziehung zu meinem damaligen Lebensgefährten mal ganz gut getan hätte. Luzie wurde ja mit einem Jahr noch nicht gearbeitet. Sie stand dort im Offenstall und konnte sich den ganzen Tag bewegen. Ich wollte also nur noch dorthin, um sie ein wenig zu betüddeln und mich ein wenig an der Stallarbeit zu beteiligen.

Aber Luzie machte mir einen Strich durch die Rechnung. Mal hatte sie ein Hufgeschwür, was täglich behandelt werden mußte, oder sich am Auge verletzt, was beobachtet und gesalbt werden mußte, eine Erkältung, die gepflegt werden wollte und dann folgte eine Trittverletzung, die sich, weil ich tatsächlich mal zwei Tage nicht kommen konnte, so sehr entzündet hatte, daß ich fortan sechs Wochen lang täglich einen Sauerkrautverband auswechseln durfte. Die Narbe sieht man heute noch auf einem der Röhrbeine.

Dann kam dazu, daß die Stallbetreiber öfter mal wegfuhren und ich mich anbot, die Stallarbeit zu übernehmen. Es wurden auch immer mehr Pferde und immer mehr Arbeit. Acht Pferde privat zu halten und dabei täglich zweimal abzuäppeln, täglich die Boxen für die Nacht zu misten und die Wiese abzusammeln braucht ganz schön viel Zeit. Dazu kam das Füttern, Mist wegbringen, Heuernte und und und. Auch wenn ich nur half und das gerne tat, es war und blieb viel Arbeit.

Außerdem spitzte sich Luzies Durchfall zu, den sie eigentlich schon von Anfang an hatte. Sie litt unter Kotwasser und die Haufen rochen ekelhaft.

Eine Freundin der Familie, die Luzie unterstellte, hatte eine Heilpraktikerpraxis und beschäftigte sich sehr intensiv mit Bioresonanztherapie. Sie bot mir an, Luzie zu behandeln und ich sagte zu. Nun wurde die Kleine regelmäßig mit Wellen beschossen und bekam homöopathische Medikamente. Ich kann nicht sagen, was von alle dem, was wir probiert haben, geholfen hat, ich weiß nur, daß sie heute beschwerdefrei ist. Und ich bin Gisela, Lehnchens Züchterin, sehr dankbar, daß sie sich so intensiv mit diesem Problem auseinandergesetzt hat. Einmal hat sie sogar für mich beim Tierarzt der Firma Pfitzer angerufen und sich beraten lassen, wie ich dieses Pferd am besten entwurmen sollte. Das hat uns damals einen großen Schritt weitergebracht.



Der Winter kam und ich stellte fest, daß Luzie und ich nicht besonders offenstalltauglich waren. Sie verzog sich gerne nach drinnen und hatte immer eine Abseitsstellung in der Herde. Ich war die ganze viele Arbeit und die Fahrerei satt und ich glaube, auch Gisela hatte die Nase voll von meinem Pferd, auch wenn sie nie etwas sagte. Wenn sie vorher gewußt hätte, wieviel Arbeit die Kleine machte, hätte sie sie wohl gar nicht erst mitgenommen.




Lieben Gruß
Eure












Evenhof (35)

Tja, und dann kamen auch die Tage, die man gar nicht braucht. Lehnchens Besitzer hatten mich mit ihrer Euphorie angesteckt und ich war ganz heiß darauf, Luzie auf einer Fohlenschau vorzustellen. Da diese 1999 noch dünn gesät waren, blieb mir so spät im Jahr nur noch eine Halterprüfung auf der Futurity in Aachen. Ich war so schlecht informiert, daß ich eine Halterprüfung für identisch mit einer Fohlenschau hielt. Hätte ich vorher gewußt, was da auf uns zukam und worum es ging, hätte ich es gelassen. Andererseits lernte Luzie so ganz frühzeitig Hänger zu fahren und ich war sehr stolz als sie zum ersten Mal dem Geräuschpegel und den ganzen Schrecken in dieser großen Halle gelassen standhielt und sich außerordentlich gut benahm.



Anstatt einer vernünftigen und authentischen Bewertung meines Fohlens, die ich gerne gehabt hätte, bekam ich natürlich mit meinem „von der Wiese gerupften“ Fohlen nicht die beste Bewertung und Luzie wurde somit auch nur 4. von 5 Fohlen in ihrer Klasse. Dabei ging es mir eigentlich um eine objektive Bewertung des Fohlens, die ich aber hier leider nicht bekam.

Das Schlimmste war, daß ich Luzie nach dem anstrengenden Wochenende apathisch auf dem Paddock liegend vorfand. Kolik! Hubert kam, sie bekam ein Medikament und mußte die Nacht auf Späne verbringen. Ich blieb mal wieder im Stall und schaute nachts alle paar Stunden nach ihr. Am nächsten Tag ging es ihr glücklicherweise besser und wir konnten wieder zum Alltag übergehen.

Fazit: Ich selbst eigne mich überhaupt nicht für Halterprüfungen und für Luzie war das Ganze viel zu aufregend.

Eine Weile später sollten neue Späne für die Paddocks geliefert werden. Luzie und Lehnchen standen auf Gras-/Matschboden aber der Unterstand war mit Rindenmulch bzw. einer Art Hackschnitzel eingestreut. Alle Einstaller wurden gefragt, ob sie neue Späne wollten und Wolfgang machte eine Sammelbestellung. Ich wollte keine, da noch ausreichend vorhanden waren und die im Unterstand nicht besonders litten. Nach dem teuren Turnier, wollte ich hier wieder etwas Geld einsparen. Neue Späne waren aber auch objektiv gesehen zu dem Zeitpunkt wirklich nicht nötig. Leider verursachte das auch wieder unterschwellig Ärger, weil ich nicht mit dem Strom schwamm.

Die Häcksel wurden bei einem Reitbodenhersteller bestellt und sollten ausdrücklich für Pferde geeignet sein. Ein paar Tage später lag der große Haufen vor dem Hof. Wolfgang verteilte ihn mit Hilfe einiger Leute auf den Paddocks und trotz meiner Ablehnung bekamen auch unsere Fohlen neue Späne in den Unterstand. War es ein netter Zug von Wolfgang oder würde eine Rechnung folgen? Ich warte gespannt oder besser angespannt darauf.

Aber so weit kam es gar nicht. Nachmittags, die Pferde standen vielleicht eine Stunde auf den neuen Spänen, kamen die ersten beunruhigenden Meldungen. Lady liegt auf dem Paddock, Leo auch. Schon wieder Kolik! Weitere Pferde zeigten Symptome. Ach Du Scheiße, was war denn hier los? 14 Pferde zeigten mit der Zeit Koliksymptome – es war wie im Horrorfilm.

Und meine hatte auch Späne bekommen, dabei wollte ich die doch gar nicht. Was, wenn sie auch von den Spänen gefressen hatten? Vergiftungen können sich bei jungen Pferden besonders katastrophal auswirken.

Die Pferde wurden alle sofort in ihre Boxen gebracht. Drei Tierärzte eilten auf den Hof und behandelten die Koliker. Bei den meisten Patienten reichte eine einmalige medikamentöse Gabe. Nur Lady und Leo ging es besonders schlecht. Sie wiesen hochgradige Vergiftungserscheinungen auf und bekamen Infusionen. Lady hat sich danach ganz langsam wieder bekrabbelt aber Leo ging es nie wieder so gut, wie vorher. Seit diesem Tag ist er schlagartig gealtert und hat starke Schwierigkeiten mit dem Fellwechsel – fast so wie ein Cushing-Patient und muß im Winter und sogar im Sommer geschoren werden.

Luzie und Lehnchen hatten Glück. Sie hatten wohl die Späne noch nicht angerührt.

In den nächsten Tagen wurden die Schnipsel komplett entfernt. Soviel ich weiß folgten Rechtsklagen gegen den Lieferanten und die Pferde haben seitdem, bis auf Ausnahmen wieder Sand auf den Paddocks.


Lieben Gruß
Eure

Evenhof (34)

Luzie wuchs täglich und ich machte weiterhin viele Fotos. Junge Pferde verändern sich ständig. Es gibt einen Spruch, der besagt, man könne 3 Tage, 3 Monate und 3 Jahre nach der Geburt sehen, wie ein Pferd proportional aussehen wird, wenn es fertig ist. So machte ich an diesen Geburtstagen besonders viele Fotos. Außerdem hatte ich meine Kamera im ersten Jahr an jedem 17. dabei und danach an jedem Geburtstag. Ich wollte ganz genau dokumentieren, wie Luzie wuchs und gedieh.

Als wir uns dem Zeitpunkt des Absetzens näherten, fingen wir an, ein Beistellfohlen zu suchen und dank Hubert, dem TA, fanden wir auch ganz schnell eine passende Gelegenheit: Lehnchen!

Sie war genau einen Tag älter als Luzie und sollte zum Absetzen zu uns kommen. Sie kam von einer kleinen, aber sehr feinen privaten Zucht aus der Gegend und für ihre Besitzer war es aus Platzgründen die bessere Möglichkeit, sie zu uns zu geben, für mich und Luzie ideal.

Lehnchen stieg aus dem Hänger, und hatte ich mein Fohlen bisher als sehr schön empfunden, verblasste sie erst einmal hinter diesem leuchtend fuchsroten kleinen Muskelpaket. Was für ein schönes Fohlen!

Luzie und Lehnchen teilten sich von da ab die Box und das Paddock. Lady blieb draußen in der Abfohlbox, die auf die Hälfte verkleinert wurde und die beiden Kleinen kamen nach Drinnen in Ladys alte Box. Lady kam täglich auf ihr altes Paddock zu Leo – vor dem Hof und die beiden Kleinen standen auf dem großen Paddock nach hinten heraus. So kamen sich Mutter und Tochter nicht in die Quere und bald nach dem Absetzen herrschte auch schon Ruhe.

Ich mußte mich noch eine Weile um Ladys Euter kümmern, bis keine Milch mehr einschoß um Probleme zu verhindern, aber ansonsten war alles wie vor der Geburt. Nach dieser langen Zeit sattelte ich Lady und setzte mich drauf ohne vorher ans Ablongierten nur zu denken. Sie war stockbrav und so kamen wir schnell wieder in unseren alten Rhythmus. Ich behielt natürlich die Reitbeteilung bei, denn ich wollte ja auch in den nächsten drei Jahren nicht auf das Reiten verzichten.

Es wurde ganz schön viel, zwei Pferden gerecht zu werden. Nicht nur die Bewegung, alles drum herum mußte ja auch noch erledigt werden. Bis dahin bin ich freiwillig samstags und sonntags früh aufgetaucht, um Pferde herauszustellen, sei es auf das Paddock, sei es auf die Wiese. Nun mußte ich kommen. Früher habe ich ein Paddock und eine Weide abzuäppeln. Nun hatte ich jeweils zwei. Lehnchen war ohne „Anhang“ auf dem Hof, also übernahm ich auch die Pflichten für sie. Doro nahm mir zwar Ladys Paddock oft ab und später teilten sie mich auch nicht mehr für ihre Wiese ein, aber es blieb trotzdem noch viel Arbeit.



Lieben Gruß
Eure

Evenhof (33)

In dieser Zeit merkte ich langsam, daß es etwas anderes war, ein Pferd zu besitzen, als „nur“ Reitbeteiligung zu sein. Plötzlich ist man verantwortlich und Entscheidungsträger. Und es wird sehr schwierig, wenn man, so wie ich, möglichst alles perfekt machen möchte. Egal worum es ging, ich war jetzt diejenige, die die Verantwortung zu tragen hatte. Und ich machte es mir nicht leicht. Das Fohlen sollte möglichst gut aufwachsen, möglichst gute Erfahrungen machen und dabei möglichst perfekt erzogen und später möglichst perfekt ausgebildet werden. (Ich glaube, dies ist die Stelle, an der man deutlich merken kann, daß ich keine Kinder habe.) Dabei war mein Budget begrenzt und ich war oft gezwungen Kompromisse einzugehen.

Ich hatte früher zum Beispiel nie einen Gedanken daran verschwendet, wann, wie oft, bei welchem Wetter und ob überhaupt, Lady auf das Paddock oder auf die Wiese kam. Nun gebot mir mein Gewissen, daß Luzie möglichst täglich und bei jedem Wetter, so lange, wie möglich raus sollte. Mein Fachbücher, die mich mit dem nötigen Wissen versorgten, taten das ihrige dazu. Nachdem ich einmal gelesen hatte, daß Fohlen den Grundstock für ihre Gesundheit in den ersten fünf Monaten legten, war es um meine Ruhe geschehen. Ich wollte späteren Schaden abwenden und bestand darauf, Luzie bei Wind und Wetter herauszustellen, damit sie ihren Bewegungsapparat und ihre Lungen möglichst perfekt trainieren konnte. Wolfgangs und Irecs Einwände – das Fohlen würde bei Regen krank – wollte ich nicht einsehen. Unsere Meinungen prallten förmlich aufeinander. Sie saßen am längeren Hebel, stellten sie doch morgens die Pferde raus. Ich wurde sauer und schon fingen die ersten Diskussionen an.

Eines Tages kam Gary, Luzie war ca. 2 Wochen alt, und schaute sich die Kleine an. Er ging zu ihr in die Box, legte seine Arme um sie und hielt sie fest. Ui, die beiden flogen nur so durch die Box aber Gary lies nicht los – so lange, bis die kleine Luzie wieder ganz ruhig stand und sich mit der Situation abgefunden hatte. „Das hättest Du schon viel früher machen sollen. Im Alter von zwei Wochen ist es fast zu spät dafür, sie werden zu stark“, war Garys Kommentar bevor er mir half, das Ganze zu wiederholen. Nun mußte ich sie festhalten, bis sie ruhig stand und ich durfte nicht loslassen. Wir flogen alle drei durch die Box und schafften das Unmögliche – ich lies nicht los und Luzie fügte sich in ihr Schicksal. Ich glaube, das war einer der wichtigsten Tage in ihrem Leben. Da hat sie gelernt bei mir zu bleiben.

Zum Thema „Fohlen führen“ gibt es lauter verschiedene Meinungen. Bei uns wurden die Fohlen nie freilaufen gelassen aber auch nicht am Halfter geführt. Wir legten einen Strick wie eine Acht um den Körper und versuchten damit die Fohlen unter Kontrolle zu bekommen. Als Luzie ca. 1 Monat alt war, legte ich ihr zum ersten Mal ein Halfter an. Ich wollte sie langsam daran gewöhnen, geführte wurde sie immer noch als Schnürpaket. Das war witzig, so in etwa wie eine hüpfende Handtasche an der Hand. Nach einiger Zeit machte ich den Strick dann am Halfter fest, führte aber immer noch mit dem Pakettrick, um dann immer mehr Einwirkung über das Halfter zu bekommen. So wurde Luzie schon recht früh ganz brav halfterführig.

Ich kümmerte mich weiterhin ganz liebevoll um Lady und putzte dabei die kleine Luzie ganz selbstverständlich auch mal mit. Nach einiger Zeit fing ich an, die Mama aus der Box zu holen und davor anzubinden, um die beiden an eine kurze Trennung zu gewöhnen. Lady sollte bald wieder geritten werden und Luzie durfte dabei nicht frei in der Halle laufen, wie es bei anderen Züchtern schon mal üblich ist. Ich holte auch schon mal Luzie aus der Box und lies die Mama drin. Die beiden konnten sich immer sehen, aber es war eben die Boxenwand dazwischen.

Dann lief ich oft auf dem Paddock rum und legte immer mal meine Jacke über Luzies Rücken oder legte meine Arme von oben um den Brustkorb und übte sanften Druck aus. Sie sollte sich daran gewöhnen, daß etwas auf ihr liegt, wie z. B. eine Decke oder später der Sattel und ich gewöhnte sie vorsichtig an Druck in der Gurtlage.

Alles dies war etwas Neues für die Leute am Stall, und ich wurde mit Argusaugen beobachtet. Die einen fanden es viel zu früh, die anderen lobten, daß Luzie mir nicht so auf der Nase herumtanzte, wie andere Fohlen es in dem Stall zuvor getan hatten. Ich fühlte mich auf dem richtigen Weg, aber ich dachte mir Luzie sei nur deshalb so brav, weil sie eine Stute ist und kein Hengst.



Ich weiß heute noch nicht, woran es lag; hatte ich mich verändert oder war es weil ich jetzt nicht mehr nur als Reitbeteiligung sondern als Pferdebesitzerin mit Verantwortung handelte? Keine Ahnung! Leider verschlechterte sich von Luzies Geburt an, das Verhältnis zu Wolfgang und Doro ganz unmerklich von Tag zu Tag und die euphorische Stimmung vor der Geburt des Fohlens schlug ganz langsam ins Gegenteil um. Es war teilweise ein ganz schreckliche Zeit für mich, aber ich war jetzt nun einmal die Verantwortlich und wollte immer nur das Beste für mein Pferd und eckte damit immer und immer wieder an. Andere Einstaller taten das ihrige dazu, indem sie mich lobten und Wolfgang kritisierten. Das kam ihm natürlich zu Ohren und gab unserer Freundschaft den Rest.

Ich habe noch eine ganze Weile danach ganz oft bereut, daß ich ausgerechnet dieses Fohlen bekommen habe, dann damit war alles das Schöne, was vorher war, in die Brüche gegangen. Ich hatte später zwar noch das Pferd, welches ich sehr liebe und über das ich sehr glücklich bin, aber alles andere war futsch.

Lieben Gruß
Eure

Evenhof (32)


Drei Tage blieben Mutter und Tochter in der Box. Wir holten sie nur abends heraus, um sie in der Halle laufen zu lassen. Wolfgang hatte das schon immer so gemacht, um die Fohlen nicht direkt zu sehr zu belasten. Wir hatten damals vereinbart, daß es mein Pferd sein sollte, aber das er in den ersten Monaten ein Mitspracherecht hatte. Denn vom Züchten und Fohlen großziehen hatte ich keine Ahnung und verließ mich gerne auf ihn.

Nach drei Tagen waren die rosa Stellen übrigens dunkelgrau geworden und so ist da auch heute noch. Puh, so viel Rosa hätte ich nicht haben wollen, aber ich glaube, letztendlich hätte es mich auch nicht wirklich gestört.

Dann kam der Moment, als Luzie zum ersten Mal raus durfte. Wolfgang hatte netterweise sein überdachtes Paddock zur Verfügung gestellt, damit die Kleine nicht naß wurde, wenn es regnete. Es war wieder so ergreifend. Alle anderen Pferde standen schon draußen und wie ein eingespieltes Begrüßungskomitee schauten alle ganz gebannt in Luzies Richtung, als sie durch das Tor kam. Ein freudiges Wiehern und Brummeln erfüllte die Luft. Alle Pferde wollten sie sehen und begrüßten sie lautstark.

Als Luzie eine Woche alt war, lies Wolfgang sie dann auch endlich auf die Weide. Wir hatten bis zum frühen Abend gewartet und die Sonne stand schon tief. Ihr könnte Euch meinen Schock vorstellen, als Luzie schnurstracks in vollem Galopp auf den westlichen Zaun zulief und auch nicht stoppte, als sie, das komplette E-Band hinter sich herziehend, den Zaun durchbrach und nun aufregend auf der Nachbarwiese herumlief. Lady hatte die Aktion nicht richtig mitbekommen, denn sie war so scharf auf das Gras, aber nun wurde sie aufmerksam und sauer und galoppierte zusammen mit ihrer Tochter, die sich auf der anderen Seite befand, am Zaun auf und ab. Es war eine riesen Aktion, die beiden wieder zusammen zu bekommen und von da ab wurde der Zaun verstärkt und die Fohlen kamen nie wieder abends, wenn die Sonne blendete und den Zaun damit verdeckte, zum ersten Mal auf die Wiese. Der Schock war groß, aber es war weiter nichts passiert. Gott sei Dank!

Von da an gingen die Beiden täglich zusammen mit anderen Pferden für ein paar Stunden auf die Wiese und hinterher auf ein schönes großes Paddock mit Unterstand.



Lieben Gruß
Eure

Evenhof (31)


Evenhof (30)

Nachdem die Geburt so fabelhaft überstanden war - die Nachgeburt war weg, der Tierarzt zufrieden, das Fohlen geimpft - war es mir ganz wichtig, daß die Kleine so schnell, wie möglich einen Namen bekam. Ich machte es mir also am nächsten Tag zur Aufgabe, einen schönen Namen zu finden. Den ganzen Tag grübelte ich rum und fragte alle aus. Ich weiß noch, ich liebäugelte ein wenig mit Barbie – aber das war mir zu sweet. Frech sollte er sein und am liebsten hätte ich einen Namen mit L – wie Lady - gehabt. Susanne war mal wieder meine Rettung: „Luzie findest Du ja doof.“ „Mhm, Luzie – gar nicht schlecht.“ Ich fing an nachzudenken. Der Wortstamm kam einerseits von Luzifer dem Teufel – vielleicht kein gutes Ohmen, aber frech – und andererseits von Luzifer dem Morgenstern – das klang nett und hatte ich nichts als erstes ihren kleinen Stern auf der Stirn bemerkt? Luzie! Ja, das war es. So sollte die Kleine heißen. Mit Kreide schrieb ich es stolz an die Box:

„Lady & Luzie“

Lieben Gruß
Eure

Evenhof (29)

Mittlerweile war auch Susanne eingetroffen, die die Geburt an sich leider verpaßt hatte. Sie und ich frotzelten gerne herum. Auf Turnieren konnte man oft Pferde sehen, die mit viel rosa Haut bestückt waren. Das war uns beiden ein Graus. Vor allem, wenn das Maul und der After rosa waren, konnten wir das beide nicht ausstehen.

Susannes neckende Worte: „Es ist ja ganz rosa!“, klingen mir heute noch in den Ohren. Was wir hier vor uns sahen, war ein kleines naßes Ding mit rosa Haut, soviel man wollte. Rosa um die Augen, rosa um die Nüstern, rosa am Hintern. Ich verteidigte das Kleine so gut es ging: „Das wird noch grau.“ „Es ist rosa!“ „Das ändert sich noch.“ „Rosa, rosa, rosa“, so ging es eine ganze Weile hin und her. Es war ein liebevolles Frotzeln – nicht das Ihr das jetzt falsch versteht – niemand war gespannter auf dieses Fohlen als Susanne und niemand freute sich mehr mit mir als sie.

Vor lauter Frotzelei und Freude hatten wir eines noch nicht getan. Ich kniete vor dem kleinen Etwas im Stroh, es war bestimmt schon eine halbe Stunde alt, und wußte immer noch nicht, ob es Männlein oder Weiblein war. Ich war gespannt, wie ein Flitzebogen und diese Spannung wollte ich noch ein ganz klein wenig erhalten.

Letztendlich schaute ich nach, glaubte es kaum, was ich da sah und hörte mich mit heller Stimme überrascht und aufgeregt rufen: „Es ist ein Stütchen!“.

Ich glaube, Wolfgang wurde in dem Moment blaß. Niemand wünschte sich so sehr ein Stutfohlen, wie er. Vier Fohlen waren bereits auf dem Hof geboren und alle waren Hengste. Man witzelte schon, Lady kann nur Jungs und Wolfgang kann nur Hengste züchten. Und jetzt das. Ausgerechnete das Fohlen, welches von Anfang an meines war, war nun ein Stutfohlen. Damit hatte er nicht gerechnet und ich rechne es ihm heute noch an, daß er nie ein Wort darüber verloren hat.

Ich war überglücklich, das könnt Ihr Euch vorstellen. Meine Kamera in Griffweite machte ich so viele Bilder, wie ich konnte. Diese schönen Momente wollte ich fürs Leben festhalten. Und hier ist sie auf einem der ersten Bilder, die von ihr gemacht wurden:




Lieben Gruß
Eure

Evenhof (28)

Am 17. April 1999 saßen wir mit einigen Leuten im Stübchen und feierten Freckles 8 Geburtstag. Es gab Sekt und Knabbereien. Wir beobachteten den Bildschirm genau, denn Lady war an diesem Tag irgendwie komisch und unruhig. Sollte das Fohlen heute Abend noch kommen, wäre das besonders witzig, denn dann hätten nicht nur Freckles Besitzerin Jutta und ich mit acht Jahren Differenz am selben Tag Geburtstag, sondern dann wäre es bei ihrem Pferd Freckles und meinem Fohlen auf den Tag genau die gleiche Differenz.

So gegen 21 Uhr, Irec hatte gerade Heu gefüttert und im Stall war Ruhe eingekehrt, sah man auf dem schwarz-weiß-Monitor plötzlich etwas weißes unter Ladys Schweif heraushängen. Es handelte sich tatsächlich um die Fruchtblase. Die Geburt hatte begonnen.

Susanne, die nur kurz etwas erledigen wollte, war noch nicht zurück. Ich rief erst den Tierarzt und dann sie an um die Neuigkeit zu berichten. Beide machten sich auf den Weg und ich kann schon verraten, sie schafften es nicht mehr rechtzeitig mitzuerleben, wie das kleine Etwas geboren wurde.

Wolfgang und ich schlichen in die Box, nachdem Lady sich gelegt hatte, denn etwas schien nicht zu stimmen. Es war nur ein Bein zu sehen. Zu dem Zeitpunkt konnte Lady die Geburt nicht mehr unterbrechen, von daher bildete unsere Anwesenheit keine Gefahr für das Fohlen. Und die Stute kannte uns beide so gut, um vertrauensvoll unsere Anwesenheit zu registrieren.

Wolfgang mußte eingreifen. Das zweite Bein war nicht zu sehen, aber das hatte er schnell korrigiert. Das Föhlchen rutschte aus der Mama und ich konnte sehen, daß es hell war. Wolfgang riß die Fruchtblase auf, die über seiner kleinen Nase lag. Es holte die ersten Luftzüge. Ich registrierte den kleinen Stern und die hellen Hufe. Mein Fohlen – es war endlich da. Wir rubbelten es noch etwas mit einem Handtuch ab um es dann in Ruhe zu lassen.



Lieben Gruß
Eure



Evenhof (27)

Ich hatte derweil aufregende elf Monate vor mir. Lady wurde von mir gehegt und gepflegt. Hatte ich mich vorher schon intensivst um sie gekümmert, gab es jetzt – während ihrer Trächtigkeit - tatsächlich noch eine Steigerung. Wahnsinn! Es waren tolle elf Monate in denen ich viel Zuspruch bekam. Ich glaube, alle freuten sich mit mir und waren ebenso gespannt wie ich, was da wohl herauskommen würde. Sam, geboren 1997, war prima gelungen. Er war recht klein und kompakt und wuchs sehr gleichmäßig. Ich glaube, er war nie richtig überbaut oder so. Der kleine Palomino war eine perfekte Mischung aus seinen Eltern. Es bestand also die berechtigte Hoffnung, daß die Anpaarung noch einmal funktionierte.

Fast jeden Abend, wenn ich Lady putzte und zum Reiten fertig machte, wurde ich angesprochen: ob ich nervös sei, ob ich gespannt sei, welches Geschlecht ich mir denn wünschten und was ich denn vorhätte? Die Anderen lebten diese schöne Zeit mit mir.

Ab achtem Monat wurde Lady zusehends dicker. Wir mußten vorsichtig sein, sie hatte schon einmal ein Fohlen verloren, ausgerechnet an Heiligabend. Das sollte diesmal auf keinen Fall passieren. Ich begann damit, sie zu schonen und paßte auf, daß sie sich nicht aufregte, aber das war mir ja sowieso schon in Fleisch und Blut übergegangen.

Jeden Abend verwöhnte ich sie mit Obst und Gemüse, Möhren, Äpfel, Orangen oder Bananen, was der Supermarkt so hergab. Ich maß ihren Bauchumfang regelmäßig und ab der letzten Woche vor dem ausgezählten Datum fing ich an, Ihre Temperatur zu messen. Sie hatte die letzten Fohlen alle recht pünktlich bekommen. Ich wußte die Daten der Bedeckung und des Abfohlens von den vorhergeborenen 3 Fohlen. Damit rechnete ich mir ein ungefähres Geburtsdatum aus. Ich kann mich noch daran erinnern, daß in dem Jahr eine Equitana war, und ich weiß noch, daß ich nach einem Besuch dort in den Stall fuhr, um nach Lady zu sehen. Ab ungefähr diesem Zeitpunkt habe ich dann im Stall übernachtet. Ich wollte die Geburt auf keinen Fall verpassen und nach Hause waren es immerhin 20 Minuten. Da konnte im Ernstfall dann schon alles passiert sein.

Ich wollte natürlich alles perfekt machen. Ich las jede Menge Bücher und informierte mich über Fohlengeburten, wo ich nur konnte. Frühzeitig packte ich Ladys „Tasche“ – den Eimer mit Handtuch, Saugflasche, Desinfektionsmittel und was man sonst noch alles so braucht.

Wolfgang stellte eine Kamera auf und unser Stübchen wurde mit einem Fernseher und einem Gästebett ausgestattet, welches ich mir jeden Abend, wenn alle weg waren, aufbaute. Ich verbrachte von nun an meine Nächte damit, mir auf alle 1,5 Stunden den Wecker zu stellen, um dann kurz hochzuschrecken und einen Blick auf den Monitor zu werfen. War alles ruhig, schlief ich direkt weiter, war etwas besonderes, ging ich nachschauen. Ich glaube, in der ganzen Zeit war es vielleicht ein- oder zweimal nötig, daß ich nach draußen mußte. Ansonsten blieben mir zahlreiche Gelegenheiten in Erinnerung, bei denen ich längere Zeit über den Bildschirm nachschaute, was Lady so treibt.

Jetzt kommt es mir fast unwahrscheinlich vor, daß ich – wenn ich mich nicht täusche – und ich glaube nicht, daß ich das tue – ganze 6 Wochen lang damit verbracht habe, mir Nacht für Nacht alle 1,5 Stunden den Wecker zu stellen um nach der Stute zu schauen.

In ganz besonders dankbarer Erinnerung ist mir auch geblieben, daß Irec und Christina mir nicht nur ganz selbstverständlich jeden Morgen ihr Badezimmer zur Verfügung stellten, so daß ich mich vor der Arbeit wenigstens noch duschen konnte, ohne den weiten Heimweg antreten zu müssen, sondern daß Christina mir zu allem Überfluß auch noch fast täglich ein kleines Frühstück anbot.



Lieben Gruß
Eure

Evenhof (26)

Die Fahrten zum Hengst waren aber nicht die einzigen, die wir unternahmen. Tivio, der mit seinen drei Jahren erst eine kurze Basisausbildung hinter sich hatte, war recht dominant und brauchte eine solide Ausbildung. Nachdem Susanne zuerst einen Flop mit einem Trainer erlebt hatte, sollte er nun zu Gary zur Ausbildung. Mit ihm war auch alles abgesprochen, als wir uns eines schönen Tages auf den Weg machten. Tivio ließ sich sehr gut verladen. Ich hatte damals einen alten Mercedes mit Anhängerkupplung, den Hänger hatten wir uns von Mingo geliehen.

Jetzt war es an Susanne, nervös zu sein. Ständig schaute sie nach hinten und seitwärts aus dem Fenster, um sicherzugehen, daß ich auch nirgends anrempelte. Tivio hingegen merkte man nicht. Es war, als wäre der Hänger leer, so ruhig stand er.

Bei Gary angekommen, stellten wir fest, daß wir auf einen recht engen Innenhof fahren mußten. Wir luden Tivio hier aus und erkundigten uns nach seiner Box. Ein kleiner junger Mann in einem Overall teilte uns mit, daß wir das Pferd in den Stall bringen sollten. Wir gingen rein, und stellten fest, daß alle Boxen belegt waren. Das wollten wir dem Herrn dann auch mitteilen, aber leider war er mittlerweile verschwunden. Wir suchten ihn und eine Weile später fanden wir ihn dann auch. Auf unsere Bemerkung, wo Tivio denn nun hinsollte, holte er kuzerhand ein Pferd aus der Box, sagte: „Stellt ihn hier hinein“ um mit dem Pferd an der Hand wieder zu verschwinden. Susanne und ich schauten uns ganz perplex an. „Will er denn die Box nicht wenigstens saubermachen?“

Ich mußte dann mal dort hin, wo auch der Kaiser zu Fuß hingeht und als ich auf dem Rückweg um die Ecke kam, sah ich Susanne mit dem Herrn, der sich dann auch noch als Chef der Anlage herausstellte, lamentieren. Ich ahnte böses und bevor ich noch beschwichtigend einschreiten konnte, wurden Susanne und ihr Pferd kurzerhand vom Hof geworfen. Hatte sie sich doch erdreistet, zu fragen, ob sie denn nicht angemeldet gewesen sei. Daraufhin bekam sie zu hören, daß wegen ihr ja schließlich ein Pferd die Nacht auf der Weide verbringen müsse. Was sie denn wolle. Ein Wort gab das andere und wir konnten Tivio direkt wieder einladen. Gary hatten wir in leider auch noch nicht entdeckt und so waren wir froh, und Susanne sogar ganz stolz, als sich Tivio problemlos wieder verladen ließ und wir schnurstracks den ungeliebten Ort wieder verließen.

Das war vielleicht ein Schock und auf der ganzen Rückfahrt fluchten wir wie die Rohrspatzen, was der sich denn einbilden würde. Wieder auf dem Hof erzählten wir unsere Geschichte, aber so richtig glaubte uns niemand, denn der besagte Anlagenbesitzer war recht bekannt und von dieser Seite kannte man ihn noch nicht. Noch lange Zeit später, war dieser Vorfall immer wieder Gesprächsthema bei Susanne und mir. Tivio kam dann letztendlich zur Grundausbildung auf eine Anlage in Ratingen, wo es ihm, Susanne und nicht zuletzt Annabella sehr gut gefiel.


Lieben Gruß
Eure

Evenhof (25)

In den nächsten Tag konnte ich an nichts anderes mehr denken. Alles drehte sich um die eine Frage: „Kann und will ich mir das erlauben? Möchte ich ein eigenes Pferd?“ Das hatte ich bis dato ja immer verneint. Die Reitbeteiligung war mir immer genug. Man hat mit nix was am Hut und kann immer reiten. Ist doch ideal. Und von den Kosten her ist eine Reitbeteiligung sowieso viel günstiger. Der einzige Gedanke, der mich davon abhielt, abzulehnen, war: „Es wäre Ladys Fohlen. Diese Chance bekommst Du nie wieder.“ Ich rechnete und rechnete. Redete zu Hause darüber und kam - natürlich - zu dem Entschluß: „Ich tue es!“

Nach zwei Wochen Bedenkzeit sprach mich Wolfgang wieder an. Ich sollte ihm jetzt bald mal etwas sagen, da Lady bald wieder in die Rosse käme und wir dann ja noch ein paar Vorbereitungen treffen müßten. Ich sagte also zu, nachdem ich eine Frage geklärt hatte: „Was ist, wenn es ein Stutfohlen wird?“ „Egal, es wird deins sein“, war die Antwort, wohl in dem festen Glauben „Lady kann nur Jungs!“

Zufälligerweise wurde Lou, die ja auch noch einmal besamt werden mußte, prompt so ungünstig rossig, daß Wolfgang, der auf Dienstreise war, den Samen nicht rechtzeitig besorgen konnte. Also bot ich mich an. „Ach weißt Du, Du kennst ja den Hermann schon und warst schon einmal dort. Hänger fahren kannst Du auch. Hättest Du nicht Lust, den Samen von der Jomm-Ranch zu holen, und Lady auf dem Weg dorthin gleich beim Hermann Kind abzuliefern?“ Ich war platt. Welche Ehre, sein Pferd ganz alleine transportieren zu dürfen. Ein toller Vertrauensbeweis. Klar würde ich das tun. Lady war zwar noch nicht rossig, aber sie konnte ruhig ein paar Tage länger bei ihrem Hengst stehen. Schaden konnte es nicht und Platz war dort genug vorhanden.

Es war eine schöne Fahrt. Ich war aufgeregter als je zuvor. „Meine Lady“ stand ja auf dem Hänger. Oft wurde sie ja nicht herumgefahren aber wenn, dann fast immer nur zum Hengst. Susanne, die mich natürlich begleitete, paßte aber gut auf mich auf und zusammen schafften wir es, das Pferd gut abzuliefern und den Samen von der Jomm-Ranch zu besorgen. Witzigerweise wurde Lady wieder prompt rossig, sobald sie „Ihren“ Jac sah.

Eine Woche später holten wir sie wieder ab. Die Ultraschallbilder drei Wochen später bescheinigten uns ihre Trächtigkeit. Wie immer, sah man Zysten auf den Bildern, so daß ein paar Wochen später noch einmal geschallt wurde, um eine Zwillingsträchtigkeit, zu der Lady ja leider neigte, auszuschließen. Aber auch diese Bilder zeigten einen ganz normalen Verlauf. „Mein Fohlen“ war in diesem Bauch.

Übrigens nahm Lou wieder nicht auf. Es würde also auch 1999 wieder nur ein Fohlen auf dem Evenhof geben. Erst zwei Jahre später, Wolfgang hatte sich nun entschlossen, Lou zu sedieren und dann doch noch einmal zu verladen und auf der Jomm-Ranch decken zu lassen, wurde sie wieder tragend. Sie bekam später noch zwei weitere Fohlen.


Lieben Gruß
Eure


Evenhof (24)

Ein Jahr nach Sams Geburt, ließ Wolfgang Lou wieder decken. Da die Stute durch einen Unfall beim Verladen nicht mehr auf einen Hänger ging, sondern sich gerne mal rückwärts überschlug, mußte sie künstlich besamt werden.

Im Frühjahr des Jahres 1998 ließ sich Wolfgang durch einen Boten Samen von Fritz Power, ein Hengst der Jomm-Ranch, liefern. Hubert vollzog die künstliche Befruchtung und wir waren alle gespannt darauf, ob Lou tragend war. Leider klappte es bei diesem ersten Mal nicht und wir warteten auf die nächste Rosse.

Eines Abends ritt ich zusammen mit Wolfgang durch die Halle. Lady, die ich nach der langen Zeit mit ihrem Fohlen problemlos wieder in Beritt genommen hatte, war nicht für ein Fohlen geplant. Ich fragte Wolfgang, warum er sich so entschieden hätte, denn es gab jedes Jahr wieder das gleiche Problem, nämlich wo sollte man einen Spielkumpanen für das Fohlen herbekommen?

Der kleine Friesenhengst z. B. wurde nach dem Absetzen direkt verkauft. Somit war Wolfgang auf der Suche, nach einem Partner für seinen Sam. Es waren zwar zeitweise gleichaltrigen Fohlen auf dem Hof. Hubert hatte z. B. seinen Jessie für eine Weile bei uns untergestellt und ein benachbarter Züchter brachte seinen Absetzerhengst für ein halbes Jahr. Aber das war immer nur für eine begrenzte Zeit und Wolfgang mußte sich immer wieder aufs neue auf die Suche begeben.

Wir ritten also so durch die Halle und ich fragte ihn aus dem Bauch heraus, warum er nicht Lady auch decken lassen würde, dann hätte er zwei Fohlen und müßte nicht wieder mühsam nach Beistellfohlen suchen.

Seine trockene Antwort war: „Ich habe doch schon so viele Fohlen und kann mich nicht davon trennen, aber wenn Du das Fohlen nimmst, würde ich das machen.“ Ich glaubte mal wieder, ich hätte mich verhört und reagierte nicht. „Das kennen wir ja schon“, muß Wolfgang sich gedacht haben, denn beim Absatteln kam er wieder auf mich zu. „Nee, im Ernst. Denk doch mal darüber nach! Du könntest endlich Dein eigenes Pferd bekommen.“ Ich war total platt. „Da muß ich erst drüber schlafen“, bat ich mir Bedenkzeit aus.


Lieben Gruß
Eure

Evenhof (23)

Uwe, selbst sehr stur, hatte es sich aber in den Kopf gesetzt, daß die Familie wieder ein Pferd bekommen sollte und so trickste er Sudanne ganz einfach aus.

„Du willst kein Pferd – also bekommt Annabella eins.“ Gesagt, getan, begannen er, und er hatte keinen blassen Schimmer von Pferden, mit dem 12-jährigen Mädchen ein Pferd für sie zu suchen. Susanne, die Panik bekam, was die beiden wohl anschleppen würden, bezog sich dann doch noch in die Suche ein und schon waren wir wieder unterwegs auf der Suche nach einem Pferd – diesmal für Annabella.

Und so kam es, daß Tivio Sugar Par, ein dreijähriger, hübscher, aber überbauter Wallach aus einer netten kleinen Privatzucht in der Nähe auf dem Evenhof einzog. Die Besitzer wollten ihn eigentlich nicht abgeben, aber es gab gesundheitliche Probleme in der Familie, so daß der Bestand verkleinert werden mußte. Es standen auch mehrere Vollbrüder von Tivio auf dem Hof. Das Pferd war sehr leicht zu händeln und ließ sich für sein Alter nett reiten, ganz anders als die eigentlich zum Verkauf stehende Stute, die wir ausprobierten.



Tivio beeindruckte dadurch, daß er still stand, wo man ihn hinstellte und keinen Mucks tat. Annabella wurde draufgesetzt und er lies sich ganz prima von ihr reiten. Der Preis war auch ok, der Züchter und seine Familie sehr sympathisch und schon war Tivio, zwar nach Ankaufsuntersuchung für überbaut befunden, aber trotzdem gekauft. Annabella wurde als Besitzerin eingetragen und Tivio zum Transport auf den Evenhof abgeholt.

Alles hätte perfekt sein können, aber schon hatte Susanne wieder den größten Ärger am Hals. Annabella lies es sich nämlich nicht nehmen, bei jeder Gelegenheit zu erwähnen, daß das Pferd ihr gehörte. Susanne bemühte sich, Ihre Tochter ernst zu nehmen, aber die Beiden hatten sie sich nun ständig in der Wolle. Annabella wollte dies nicht und das nicht und Susanne hatte ihre Not, denn die Tochter versuchte immer öfter, sich gegen ihre Mutter durchzusetzen, eigentlich ganz normal in dem Alter. Es gab einen ständigen Kampf zwischen den beiden Sturköpfen mit dem Effekt, daß Susanne sich ganz langsam, nach und nach vom Hof zurückzog.


Lieben Gruß
Eure

Evenhof (22)

Susanne war natürlich mit den Nerven fertig aber im Endeffekt stellte sich eine Art Erleichterung ein. „Gott sei Dank, ist das endlich zu Ende“, waren ihre ersten Worte, nachdem sie die Nachricht vernommen hatte. Verständlich, denn erstens hatte das Leiden des Pferdes endlich ein Ende und zweitens konnte auch Susanne darauf hoffen, endlich mal wieder schlafen zu können. Endlich nicht mehr bei jedem Telefonklingeln zusammenzucken zu müssen. Endlich nicht mehr angstvoll darauf zu warten am anderen Ende zu hören: „Hallo Susanne, Wolfgang hier...“ Diese Ereignisse – erst Sahib, dann Jessie, hatte tiefe Spuren, nicht nur in ihr Gesicht gegraben und Ihre eigentlich so fröhliche Natur war angekratzt.

Verständlich, daß sie diesmal Nägeln mit Köppen machte, die Box, das Paddock und den Schrank abgab. Sie machte Wolfgang klipp und klar, daß sie kein Pferd mehr haben würde, sollte ihr Mann auch so viel intervenieren, wie er wollte. Dies sei das dritte Pferd in Ihrem Leben, das ihr auf so tragische Weise unter den Händen gestorben sei. „Der liebe Gott will nicht, daß ich ein Pferd besitze“, wurde ihr Standardspruch und alle glaubten ihr.

Aber Uwe konnte es natürlich nicht lassen. Er versuchte, sie zu überreden, sich wieder ein neues Pferd zu kaufen. Aber da hatte er nicht mit Susannes Sturheit gerechnet. Sie lehnte ab und blieb dabei.


Lieben Gruß
Eure

Neues Gadget - Diesen Blog verfolgen

Es gibt ein neues Gadget "LESER - Diesen Blog verfolgen ".

Ich bin ganz gespannt darauf, wer diesen Blog verfolgt, also seid so lieb und tragt Euch ein!


Danke und lieben Gruß

Eure

Evenhof (21)

Es war am 22. Oktober 1998, ein Tag vor Annabellas Geburtstag, als ich, von der Arbeit kommend ein langes Telefonat mit Susanne führte. Wir redeten bestimmt 20 oder 30 Minuten und sie erzählte mir ganz glücklich, daß sie Jessie an dem Tag im Round-Pen hatte und wie nett sie herumgebuckelt hätte. Ganz anders als noch zwei Monate zuvor hatte sie nun ein fröhliches, aktives und schmerzfreies Pferd. Kurz bevor ich auf den Hof fuhr, legten wir auf.

Ich ging in den Stall zu Lady. Irec kam mir entgegen „Jessie geht es schlecht, wir können Susanne nicht erreichen, da ist immer besetzt.“ Ich dachte: „nicht schon wieder“ und ging zu ihrer Box und was ich da sah, werde ich wohl mein Leben lang nicht vergessen.

Jessie stand dick aufgebläht und vor kaltem Schweiß tropfend naß in ihrer Box. Am schlimmsten war ihr Zittern – wie Espenlaub – jetzt wußte ich was dieser Ausdruck bedeutete, so schlimm. Wolfgang und Anja rubbelten sie mit Handtüchern ab und versuchten sie daran zu hindern, sich hinzulegen. „Der Tierarzt ist informiert aber bei Susanne ist immer besetzt.“

Mir war klar, daß das an unserem langen Telefonat gelegen haben mußte. Ich rief sie an und bekam sie gleich an den Apparat. „Komm! Deinem Pferd geht es so schlecht wie nie zuvor.“

Da ich schon einmal das Telefon in der Hand hatte, rief ich den Vet auch noch einmal an. Ich informierte ihn, daß es sich diesmal nicht um eine von Jessies „Standardkoliken“ handelte, sondern daß es heute um Leben und Tod ginge.

Kurz darauf traf Susanne ein und wir sahen auch schon den Tierarzt herannahen. So habe ich ihn noch nie auf den Hof „fliegen“ sehen.

Ein Blick auf Jessie und er zog Spritzen auf. Das Pferd lag inzwischen und war kaum bei Sinnen, total apathisch. Der Arzt drückte aufs Zahnfleisch, es war weiß, und jagte Jessie verzweifelt eine Spritze rein. Zu spät – sie erschlaffte noch während er den Kolben drückte. Der Blick wurde starr. Es gab keine Rettung mehr und sie starb mit ihrem Kopf in meinen Armen.

Der Veterinär bot Susanne an, Jessie zu obduzieren, um herauszufinden, woran sie denn schlußendlich erkrankt sei. Susanne lehnte ab, aus vielen verständlichen Gründen.

Ein paar Monate später sahen wir auf der Equitana, was Magendasseln beim Pferd so anrichten können. Verglichen mit Jessies Tod und ihren Symptomen, sind wir uns heute sicher, daß sie mit diesen Parasiten verwurmt war und eines der dadurch entstandenen Magengeschwüre geplatzt sein mußte, vielleicht beim Toben im Round-Pen an diesem Nachmittag.

Lieben Gruß
Eure




Evenhof (20)

Kurze Zeit später kam wieder einer der befürchteten Anrufe. Wieder lag Jessie mit Bauchschmerzen auf dem Paddock oder in der Box. Susanne war ratlos. Die ganze Geschichte begann von vorne.

Ratlosigkeit lies noch einmal die Sprache auf Klinik kommen. Susanne ärgerte sich mittlerweile darüber, daß sie Jessie nicht hatte operieren lassen und faßte nach Absprache mit ihrem Tierarzt den Entschluß, sie für eine diagnostische OP in eine Klinik in den Niederlanden zu bringen. Diese hatte einen guten Ruf und war nur halb so teuer, wie die Kliniken in Deutschland. Wir fuhren das kleine Pferdchen also dorthin und warteten ab, was diesmal herauskommen sollte.

Jessie wurde untersucht und beobachtet. Keine Kolik. Sie war bestimmt eine oder zwei Wochen in der Klinik und es ging ihr gut. So einen langen Zeitraum hatte sie in der letzten Zeit nicht ohne Kolik geschafft. Es war wie verhext.

Leider konnte man hier keine Magenspiegelung durchführen, weil das dafür benötigte Gerät kaputt gegangen war und daß man ein Pferd nicht einfach operieren wollte, wenn es keine Symptome zeigt, konnte Susanne dann auch verstehen. Sie holte Jessie nach ca. zwei Wochen ergebnislos wieder ab.

Leider hatten die Koliken auch danach kein Ende und das ganze Theater ging wieder von vorne los.

Auf einen Tip hin, bestellte Susanne dann eine Heilpraktikerin. Die kam auch, unterhielt sich lange mit Susanne und wollte alles über Jessie wissen. Nach eingehender Untersuchung kam sie dann zu dem Ergebnis, daß Jessie tatsächlich immer noch unter Magendasseln/-geschwüren litt und leitete die Behandlung ein. Mehrere Wochen lang verabreicht Susanne nun ihrem kleinen Pferd große homöopathische Spritzen nach Anleitung der Tierheilpraktikerin. Die Behandlung schien zu helfen. Die Koliken wurden weniger. Nach vier oder fünf Monaten fast täglich wiederholender Kolik war das Pferd mit einem Mal schmerzfrei. Susanne faßte neuen Mut und ganz langsam ging es bergauf.

Lieben Gruß
Eure

Wieso....

....schreibt hier eigentlich (fast) niemand einen Kommentar?



Lieben Gruß
Eure

VOLBEAT

Gestern waren wir in Köln im Palladium. Dort spielte Volbeat. Es war ein geniales Konzert und das Publikum war von der ersten bis zur letzten Reihe außer Rand und Band.
Für uns war es eine schöne Abwechslung, nachdem sich in der letzten Zeit fast alles nur um den Pickup gedreht hat und so waren wir auch erst sehr spät zu Hause.
Meine Digi habe ich zu Hause gelassen. Wahrscheinlich hätte man mich damit sowieso nicht hereingelassen. Deshalb werde ich Alex gleich mal bitten, ob sie nicht ein schönes Erinnerungsfoto für diesen Blog spenden möchte.

Wenn Volbeat bei Euch in der Nähe spielt - geht hin! Es ist eine geniale Rock-Metal-Band und die Konzerte sind eine Erlebnis.
In diesem Sinne
VOLBEAT!

Alles Liebe
Eure


Evenhof (19)

Das Glück dauerte ca. 2 Monate an. Eines Tages bekam Susanne einen Anruf von Wolfgang, der ihr mitteilte, daß Jessie seit einiger Zeit so komisch auf dem Paddock liegen würde, da sei etwas nicht in Ordnung.

Susanne fuhr sofort hin, bestellte den Tierarzt und der diagnostizierte eine Kolik, nicht weiter schlimm. Jessie benahm sich dabei ganz ruhig, lag aber am liebsten. Der Veterinär versicherte uns, daß man das Pferd ruhig in Ruhe lassen könne. Dieses allgemein übliche Führen sei nicht unbedingt notwendig, solange Jessie sich ruhig benehmen würde. Sie bekam Buskopan und am nächsten Tag war alles wieder ok.

Ein paar Tage später geschah wieder das gleiche. Jessie lag auf dem Paddock, sie hatte wieder Bauchschmerzen. Der Tierarzt kam und gab ein krampflösendes Mittel. Am nächsten Tag war wieder alles in Ordnung.

Um es kurz zu machen. Diese merkwürdigen Koliken kamen immer und immer wieder. Susanne konnte kaum noch schlafen vor Sorgen um ihr Pferd. Jeder Anruf lies sie zusammenfahren – hoffentlich nicht schon wieder Wolfgang, wegen Jessie.

Der Tierarzt wurde nicht schlau aus der Geschichte und riet Susanne, das Tier in eine Klinik zu bringen. „In die Klinik, in der Sahib starb, wirst du sie ja wohl nicht bringen wollen“, war der wohlgemeinte Rat der meisten Leute. Susanne, die alles richtig machen wollte, brachte Jessie daraufhin in eine Klinik ca. 2 Std. Fahrzeit von hier. Wie das Schicksal es wollte, hatte sie schon wieder einen Flug nach Spanien gebucht. Sie mußte sich um ihr Haus kümmern, damit es für die Sommerferien und die Sommergäste in Schuß war. Der Flug lies sich nicht verschieben.

Die Klinik untersuchte das Pferd und wußte sich auch keinen Rat. Man riet zur OP, was Susanne aber ablehnte – zu stark war noch der Schmerz über Sahibs Verlust. Man schlug ihr vor, das Pferd zu diagnostischen Zwecken zu öffnen und ihr am Telefon die Lage zu erklären. Sie könnte praktisch sofort die Entscheidung treffen, was mit dem Pferd geschehen solle. Susanne blieb bei der Ablehnung und man einigte sich darauf, eine Magenspiegelung bei dem Pferd durchzuführen.

Susannes Anruf am Tag danach brachte nur das Ergebnis, daß eines der beiden Pferde, die gespiegelt worden seien, einen Befund hätte, aber welches, da sei die Person am Telefon überfragt. Aber Susanne könne Jessie abholen, was sie dann auch tat.

Wiederholte Telefonate und der Bericht ergaben dann, daß Jessie anscheinend das Pferd mit dem Befund „Magengeschwüre hervorgerufen durch Magendasseln“ war.

Susanne rief noch ein letztes Mal, es war bereits eine Woche vergangen, seitdem Jessie wieder auf dem Hof war, in der Klinik an und fragte, ob das Pferd wenigstens eine Wurmkur bekommen hätte, was man verneinte! Fassungslos rief sie ihren Tierarzt an. Der kam mit Wurmkur und führte die dringend notwendige Entwurmung bei Jessie fachgerecht und lehrbuchmäßig mit regelmäßigen Abständen mehrfach hintereinander durch.


Alles Liebe
Eure

Evenhof (18)

Susanne wollte nach der schrecklichen Geschichte mit Sahib natürlich kein eigenes Pferd mehr und es war ganz komisch, sie nun nicht mehr jeden Abend im Stall zu sehen. Sie war wieder auf der Suche nach einer Reitbeteiligung, was sich aber nicht so einfach anließ, wie man denken könnte.
Vor Sahibs Tod war es so, daß Susanne schon mal gefragt wurde, ob sie nicht mal dies oder jenes Pferd bewegen könnte, wenn die Besitzer keine Zeit hatten. Dann kam noch dazu, daß Wolfgang viel zu viele Pferde hatte, um allen gerecht zu werden. Er hätte ganz gut noch eine Reitbeteiligung brauchen können. Ich weiß nicht, woran es lag. Susanne war eigentlich sehr beliebt, aber niemand - noch nicht einmal Manfred, der bis dahin öfter mal Susannes Hilfe in Anspruch genommen hatte - wollte sie als Reitbeteiligung haben. Dieser Umstand, die Zeit und Uwes, Susannes Mann, gutes Zureden taten ihre Wirkung und Susanne war bald wieder auf der Suche nach einem eigenen Pferd.

Diesmal sollte es ein „echtes“ Quarter Horse werden, ca. 7 oder 8 Jahre alt, ausgebildet, gelände- und kindersicher, ansonsten aber nicht ganz anspruchslos zu reiten und optisch am liebsten schön. Also ein Pferd, wie es sich fast alle Westernreiter wünschten, die „eierlegende Wollmilchsau“.

Natürlich war so etwas nicht zu finden und die Suche kristallisierte sich auf jüngere Pferde mit den oben genannten Eigenschaften. Wir sind in der kommenden Zeit viel herumgefahren und haben uns viele Pferde angeschaut. Trotzdem auch namhafte Züchter dabei waren, dauerte es ziemlich lange, bis wir Jessie fanden. Sie stammte aus einer kleinen privaten Zucht in Wermelskirchen und hatte bis dato ihr komplettes Pferdeleben auf der Wiese verbringen dürfen, kannte aber auch die Box. Sie war angeritten und sehr umgänglich. Susanne ritt sie zur Probe und ließ Hubert für eine Ankaufsuntersuchung kommen. Der war zwar nicht ganz zufrieden mit den Beinen, aber nach ein paar Röntgenaufnahmen gab er sein OK.

Jessie Flit Bar - eine süße kleine chestnutfarbene QH-Stute, 5 Jahre jung, zog im Februar 1998 auf dem Evenhof ein. Uwe hatte in weiser Voraussicht direkt nach Sahibs Tod mit Wolfgang geredet und so waren Sahibs Box, sein Paddock und der Schrank noch frei und Susanne brauchte sich noch nicht einmal umzustellen. Sie war absolut glücklich mit ihrem neuen Pferd und alles war wieder so, wie zuvor.


Alles Liebe
Eure

Evenhof (17)

Unsere ähnlichen Vorstellungen haben dann auch im Laufe der Zeit mit Hilfe unser beider Vorliebe für Planung und Organisation für den ein oder anderen Spaß im Stall gesorgt.

Unvergeßlich ist unser erstes Neujahrsreiten. Es muß der Jahreswechsel 1996/1997 gewesen sein, also noch vor dem tragischen Tod Sahibs. Ganz kurzfristig geplant, stand an Sylvester so oder so ähnlich an der Tafel: „Wer macht mit beim Neujahrsreiten? Morgen ab 14:00 Uhr.“
Den Nachmittag haben wir dann damit verbracht, aus Bierdeckeln und Geschenkband „Schleifen“ zu basteln, die die Teilnehmer erhalten sollten. Wir haben uns Spiele ausgedacht und das nötige Zubehör besorgt.

Auf Grund von starkem Frost konnte die Halle leider nicht gewässert werden und war so staubig, daß wir hier auf keinen Fall reiten konnten. Durch den glücklichen Umstand, daß es geschneit hatte und durch den langanhaltenden Bodenfrost konnten wir dann prima auf eine der Wiesen ausweichen, die Wolfgang uns ganz selbstverständlich zur Verfügung stellte.

Mir ist noch in Erinnerung, daß Wimpy sich auf einen Mohrenkopf gestürzt hatte, der für Sabine bestimmt war. Für ihn lagen eigentlich Leckerlis da. Und von der Disziplin „Pferd malen aber blind“ gibt es heute noch Beweisstücke. Susanne hatte sich später mal die Mühe gemacht, die einzelnen Bilder einzuscannen und auf dem Passepartout des Gruppenbildes zu platzieren, welches an diesem Tag geschossen wurde. Das Bild hing noch im Stübchen des Evenhofes, als ich zum letzten Mal dort war. Und darauf zu sehen ist die Nachbarweide auf der sogar noch der gute Sahib herumtobte, der zu dieser Zeit ja noch lebte.

Wir haben diese Akton in den folgenden Jahren wiederholt, und es war immer ein riesen Spaß.

Alles Liebe
Eure