Evenhof (40)

Dann kam der Tag, an dem ich Luzie zum ersten Mal einen Sattel auflegte. Es war überhaupt nicht spektakulär. Ich putzte sie und hatte den Sattel vorher bei Lady gebraucht. Kurzerhand legte ich ihn ihr auf den Rücken. Sie drehte den Kopf und schaute verdutzt nach hinten, so als wollte sie sagen, was ist das denn schon wieder neues, aber sie blieb auch entspannt und vertraute mir völlig.

Ein paar Tage später nahmen wir den Sattel dann mit ins Round-Pen. Ich legte ihn auf und gurtete langsam aber auch schon relativ fest an, damit sie den Sattel im Fall einer Panikattacke nicht sofort loswerden konnte, denn ein Sattel unter dem Bauch ist das Letzte, was man sich in diesem Stadium wünscht. Dann ließ ich sie um mich herum laufen.

Von Gary hatte ich gelernt, daß die jungen Pferde oft im Schritt ruhig bleiben, bei schnellerem Tempo aber anfangen zu bocken. Ich ließ es also vorsichtig angehen. Nach einiger Zeit ließ ich sie traben und dann auch galoppieren. Natürlich bockte sie ein wenig, aber sie merkte schnell, daß sie das Ding auf dem Rücken nicht so schnell loswerden würde und beruhigte sich auch gleich wieder.



Bald war der Sattel selbstverständlich, wie alles andere und es kam der Tag, an dem ich zum ersten Mal aufsteigen sollte. Ich hatte mich zuvor schon einige Male in die Steigbügel gestellt und über den Sattel gelegt. Eines schönen Tages bat ich also Wolfgang, mir zu helfen, was er gerne tat. Wir gingen ins Roundpen, Wolfgang hielt Luzie am Strick fest und ich stieg auf. War das ein tolles Gefühl. Das erste Mal saß ich nun auf meinem eigenen Pferd. Das erste Mal saß nun überhaupt jemand auf diesem tollen Tier. Ich war glücklich.

Luzies Kopf zeigte zur linken Seite, von wo ich aufgestiegen war. Der Blickwinkel, in dem ich mich nun befand war für sie ja auch etwas völlig Neues und da Pferde durch die Position der Augen eine andere Sichtweise haben als wir, kann es sein, dass sie scheuen, wenn man den Kopf auf die andere Seite nimmt, weil es so herum eben völlig anders aussieht. Man muß Pferden aus diesem Grund alles Neue jeweils von beiden Seiten zeigen und es ist tatsächlich jeweils etwas völlig Neues für sie.

Wolfgang führte Luzie also vorsichtig ein paar Schritte links herum, nahm ihren Kopf ganz vorsichtig auf die andere Seite und führte sie noch ein paar Schritte rechts herum. Dann stieg ich wieder ab. Ich war begeistert. Die Kleine war so brav. Sie schwankte zwar, eine reine Gleichgewichtssache, aber das ist völlig normal. Und sie war brav. Sie regte sich nicht auf, versuchte nicht zu fliehen, nicht zu buckeln. Es war einfach perfekt.

Von da ab arbeiteten wir öfter im Sattel. Die ersten Male kam Wolfgang noch mit ins Roundpen, aber nach einiger Zeit blieb Luzie besser im Gleichgewicht, lernte die ersten Kommandos Antreten, Anhalten und ließ sich ein wenig lenken und wir konnten daran denken, in die Halle zu gehen.


Lieben Gruß
Eure

Evenhof (39)

Und schon spielte sich alles wieder ein und es war fast wie früher. Ach, es gab doch nichts schöneres, als sonntags, am besten noch im Winter, mit allen im Stübchen zu sitzen und Kaffee zu trinken, Kuchen zu essen, zu quatschen und um vier – halb fünf zusammen die Pferde reinzuholen. Oder, wenn Heu kam, zusammen auf dem Heuboden zu stehen und Ballen zu stapeln, dabei liebevoll herumzufrotzeln und hinterher zusammen den obligatorischen Nudel- oder Kartoffelsalat und Schnitzel zu essen.

Mit Luzie kam ich dann auch ein Stück weiter. Ich hatte sie oft an der Hand und versuchte, ihr so viel wie möglich beizubringen.

Einmal stellten wir uns quer zur Straße an das Hoftor und lernten zusammen Autos kennen. Luzie verhielt sich prima. Beim ersten Auto sprang sie noch panisch nach hinten, auf das zweite reagierte sie schon viel gelassener und schon bald blieb sie ruhig stehen, wenn ein Auto vorbeifuhr. War dieses Stadium erreicht, konnten wir uns auf die Straße wagen. Wir wurden von Autos, Fahrradfahrern und Inlinescatern überholt und schon bald war dies alles kein Problem mehr. Bald wagten wir uns in den Wald und machten ein paar Spaziergänge.

Einmal kamen wir aus dem Wald zurück. Dabei mußten wir einen anderen Reitstall sowie einen Bauernhof passieren. Der Reitstall veranstaltete an diesem Sonntag ein Springtraining und es standen einige Hänger dort. Luzie ließ sich problemlos vorbeiführen, machte dann aber panisch Halt hinter dem Bauernhof, wo gerade das Futter aus dem Silo in den Stall geblasen wurde. Sie wurde riesengroß und wollte so schnell, wie möglich weiter. Das wollte ich nicht zulassen, bevor ich ihr nicht gezeigt hatte, daß das Silo gar nicht so schlimm ist. Ich führte sie also dort heran. Sie ging auch ein Stückchen mit, bevor sie panikartig begann nach rückwärts zu flüchten. Das wäre auch eigentlich überhaupt kein Problem gewesen, wenn nicht gerade in diesem Moment ein Teilnehmer des Springtrainings mit seinem Hänger an uns vorbeigefahren wäre. Anstatt anzuhalten, fuhren er auch noch weiter und Luzie wich immer weiter rückwärts. Ich sah sie schon mit dem Hänger kollidieren, aber wir hatten Glück im Unglück und es ist nichts passiert.
Trotzdem hatte mir dieser Vorfall einen dermaßenen Schreck in die Glieder gejagt, daß ich danach lange nicht mehr mit meinem Pferd auf die Straße ging. Eigentlich hatte der Vorfall Auswirkungen bis heute, denn ich gehe auch heute noch nicht mit einem guten Gefühl raus. Wenn ich schon an die großen Trecker auf den Feldwegen denke wird mir schlecht. Und hier gibt es jede Menge davon.

Irgendwann fing ich dann auch an, Luzie zu longieren. Ich tat dies nicht zu oft und auch nicht allzu lange, um sie nicht zu überfordern, aber es bot mir eine gute Gelegenheit, der Kleinen wieder etwas beizubringen. So lernte sie mit der Zeit meine Kommandos, bekam Kondition und ich konnte ihr auch schon so essentielle Dinge, wie Gurten, Ausbinden etc. beibringen.
Irgendwann kam dann auch der Tag, an dem sie zum ersten Mal ein Gebiß ins Maul bekam. Süß, wie sie versuchte, darauf herumzukauen und es loszuwerden. Aber auch diese Herausforderung meisterte sie bald ganz gelassen. Zwei- oder dreimal wurde es aber auch ganz schön brenzlig. Denn Luzie in vollem Saft wollte anscheinend Kräfte messen und schoß los, buckelnd und rasend. Ich zog eher zufällig im richtigen Moment an der Longe und sie rutschte weg und landete im Sand. Mir fuhr jedes Mal ganz schön der Schreck in die Glieder, aber nicht nur mir. Luzie stand auf und schaute mich respektvoll an. Wie gesagt, sie machte das zwei- oder dreimal und dann nie wieder. Sie wartet auch heute noch immer ab, bis sie von mir das Kommando zum Galopp bekommt und schießt nie von sich aus ab. Sie hatte ihre Lektion gelernt und ich frage mich heute noch, wie ich das gemacht habe, bin allerdings auch froh, daß damals nichts gravierendes passiert ist.

Lieben Gruß
Eure

Evenhof (38)

„Hallo Doro!“ „Hallo Conny!“ In meinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Das hörte sich ja alles ganz normal an. „Wie geht es Euch?“ „Gut! Wolfgang reitet!“ „Schau mal Wolfgang, wer hier ist!“ Er kam angeritten und grinste. „Hey, wie geht es Dir?“ Ich verstand die Welt nicht mehr. Was hatte ich alles an Gerüchten gehört, so schlimm, daß ich befürchtet hatte, sie würden mich achtkantig vom Hof schmeißen. War das jetzt alles erfunden? Ach egal. Ich nahm es, wie es war. Wir redeten ein wenig und verabredeten uns für die nächsten Tage. Mein Anliegen, mit Luzie zurückzukommen, hatte ich auch schon vorgetragen. Puh – fiel mir ein Stein vom Herzen.


Ein paar Tage später saßen wir dann, ganz so als ob nie etwas gewesen wäre, in der Küche und erzählten. Wie es uns ergangen war und was wir so planten. Die beiden waren ganz begeistert von dem Gedanken, daß Luzie zurückkommen sollte. Und Wolfgang hatte sich auch schon Gedanken gemacht. „Du bekommst die alte Box vom Nicki und den Trailplatz, den sowieso keiner benutzt, bauen wir zum Paddock um. Ich erzählte von Mingo, die mir ihren alten Unterstand geschenkt hatte und wir planten, ihn auf dem Paddock aufzustellen. Zu guter letzt sollte ich mir dann noch jemanden suchen, der sein Pferd mit Luzie zusammen auf das Paddock stellen wollte. Candy, die mit ihrer Besitzerin Marion gerade erst eingezogen war, sollte z. B. eine gute Wahl sein.


Und nachdem wir schon eine Weile gequatscht hatten, kam dann auch die Frage, auf die ich die ganze Zeit gehofft hatte: „Und was ist mit Lady? Möchtest Du sie noch....“ Ich fiel Wolfgang fast um den Hals. „Ja natürlich. Meine Lady. Gerne würde ich sie wieder als Reitbeteiligung haben!“ Überglücklich verließ ich an diesem Abend den Hof.


Überglücklich? Nicht ganz! Eine Sache passierte an diesem Abend noch, die mich gleich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Ich schaute nämlich auch mal kurz in den Stall und lief prompt einer der alten Einstallerinnen in die Arme. Wir hatten bis dahin wenig Kontakt, weder positiv noch negativ. Sie war mit ihrem Mann ca. ein halbes Jahr vor Luzies Geburt mit drei Pferden auf dem Hof eingezogen. Als sie mich sah entfielen ihrem essigsaurem Gesicht ganz spontan die Worte: „Oh Gott! Was willst Du denn hier?!“ Ich war es gewohnt, daß sie auf alles herabschaute, aber so aggressiv hatte ich sie noch nicht erlebt. Meine Begeisterung kann man sich vielleicht vorstellen. Na super, das fing ja schon wieder ganz klasse an!


Ein paar Tage später, kurz vor Sylvester, zogen wir also wieder um. Ingo war so lieb, uns zu fahren und damit Luzie nicht alleine im Hänger stehen mußte, fuhr ich kurzerhand hinten mit. Trotz ihrer Aufregung ging die kurze Fahrt gut vorbei und schon nach 30 Minuten Fahrzeit war sie wieder auf dem Evenhof. Die Box war schön, eine der wenigen mit Fenster und der Stalltrakt hatte mir sowieso immer am besten gefallen.


Meinen Urlaub verbrachte ich mit „Bauen“. Wir brauchten ein paar Tage um den Unterstand aufzustellen, den Zaun zu ziehen und eine Drainage zu legen, die etwas mehr als das halbe Paddock abdeckte. Ebenfalls von Mingo brachte ich die Zwischenmatten mit, auf die wir dann den Sand aufbrachten. Es war alles in allem keine geringe Investition, aber ich hatte ein wenig für mein Pferd gespart und hier war das Geld vernünftig angelegt.


Es fanden sich auch gleich ein paar Einstaller die gerne ihr Pferd mit auf das Paddock gestellt hätten. Die anderen Pferde hatten nur jeweils so viel Platz, daß sie alleine auf einem Paddock stehen konnten. Sie waren zwar den ganzen Tag draußen, hatten aber nicht die Möglichkeit sich groß zu bewegen oder auch unterzustellen. Mein Paddock war groß genug zum Toben und bot Schutz vor Nässe.


So kam es, daß wir Candy mit auf das Paddock stellten. Leider wurde sie aber so dominant, daß ich, bald um Luzie fürchtend, nach einer alternativen Lösung suchen mußte. Am liebsten wäre mir ja sowieso gewesen, Susanne hätte Tivio mit auf mein Paddock gestellt und eigentlich hatte ich auch damit gerechnet, daß sie als erstes fragen würde. Aber Annabella wollte dies auf keinen Fall und letztendlich war es ja auch ihr Pferd. Schlußendlich kam dann Sam dauerhaft mit auf das Paddock. Er und Luzie verstanden sich, bis auf ein paar kleinere Ausraster, ganz gut und dies war wohl die beste Lösung.



Von den alten Einstallern kam bis auf ganz wenige Ausnahmen nur positive Resonanz. „Schön, daß Du wieder da bist.“ „Wir haben Dich vermißt.“ „Du gehörst doch hierhin“, sind ein paar der Sprüche, die ich zu hören bekam. Ich war ehrlich überrascht, nachdem ich doch mit ganz anderem gerechnet hatte.


Lieben Gruß
Eure






Evenhof (37)

Ich dachte also daran, wieder Kontakt zum Evenhof aufzunehmen. Den Kontakt zu Susanne hatte ich in dem Dreivierteljahr nicht verloren, aber auch sie konnte mir in meinem gespaltenen Verhältnis zu den alten Stallbesitzern nicht helfen, da mußte ich ganz alleine durch. Ich versuchte es mit Emails und bekam keine Antwort. Über andere Leute hörte ich immer nur Horrorgeschichten, die mich weiter verunsichert haben. Alle Versuche waren fruchtlos. Es blieb nur eins – der Weg dorthin.

Ich kam von Susanne, als mich der Rückweg am Evenhof vorbeiführte. Wenn man aus der Nachbarstadt auf die Landstraße kam, konnte man abends den Hof schon von weitem sehen, falls dort Licht brannte. Es war Sonntag Abend nach 18 Uhr und stockduster. Eigentlich war schon Stallruhe aber manchmal gönnten sich Doro und Wolfgang gerade diese ruhige Zeit für ihre eigenen Pferde. Oft genug war ich schon vorbeigefahren und traute mich nicht, persönlich dort einzulaufen. Zu stark war die Bindung, die ich über Jahre gewonnen hatte, zu stark die Emotionen, die ich für den Stall und die Leute dort hatte. Ich kam also mit dem Auto aus der Nachbarstadt auf die Landstraße und dachte mir: „Wenn das Licht in der Halle brennt geh ich rein, wenn nicht, fahre ich weiter.“ Ich sah nichts und wollte schon aufatmen, aber im letzten Moment bemerkte ich entsetzt, daß tatsächlich Licht in der Halle war. Mein Herz schlug wie wild. Ich hatte es mir spontan vorgenommen, sollte ich jetzt den Sprung ins kalte Wasser wagen. Was, wenn sie mich abwiesen? Das war die Horrorvorstellung für mich.

Und ich tat es. Ich bog ab und fuhr auf den Parkplatz. Ohne weiter groß Nachzudenken betrat ich den Hof. Es war fast wie beim ersten Mal. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Und dann sah ich, daß Wolfgang in der Halle war und Doro davor stand. Na, jetzt gab es keinen Weg mehr zurück.


Lieben Gruß
Eure

Evenhof (36)

Diese und anderes Aktionen und die typischen, nirgends fehlenden Einstaller, die einem das Leben immer schon schwer machten, bewirkten, daß das Stallklima merklich nachließ.

Leider hatte ich mich mit einer Einstallerin angefreundet - Susanne war ja kaum noch auf dem Hof - die zu dem oben erwähnten Kreis gehörte und prompt wurde ich wider jeden besseren Wissens zu diesem Kreis gezählt, obwohl ich mich mit den meisten von ihnen noch nicht einmal gut verstanden habe. Bald spürte auch ich eine Ablehnung, die vorher nicht da war. Als diese Leute, alle gemeinsam, den Stall verließen, nicht ohne „verbrannte Erde“ zu hinterlassen, nahm Wolfgang das persönlich und seine Laune sank von Tag zu Tag.

Kurze Zeit später kam ich eines sonntags Nachmittag zufällig noch einmal auf den Hof, weil ich etwas vergessen hatte und stand plötzlich vor unserem Paddock, welches, ohne vorherige Andeutung, geschweige denn Absprache, auf ca. die Hälfte verkleinert worden war. Es war immer noch groß genug und immer noch das beste Paddock von allen, aber die Aktion selbst und vor allem die Heimlichkeit mit der das passierte, machte mich dermaßen wütend, daß ich mich sprachlos und verzweifelt heulend ins Auto schmiß und nach Hause raste. „Wie sollte ich bloß reagieren, wenn ich Wolfgang das nächste Mal gegenübertreten mußte?“ Von diesem Tag an fühlte ich mich auf dem Hof nicht mehr wohl.

Lehnchens Besitzer wollten ihr Fohlen Anfang Mai nach Hause holen. Sie boten mir an, Luzie mitzunehmen. Was mir noch vor einem halben Jahr undenkbar erschien, geisterte mir nun im Kopf herum und nach einigen weiteren merkwürdigen Aktionen im Stall entschloss ich mich schweren Herzens, daß Luzie mit Lehnchen gehen sollte. Ich stellte mir vor, daß sich die Luft nach einiger Zeit wieder klären würde und ich dann Zeit zurückkommen könnte und da es auch keine Alternative in Form von anderen Jungpferden auf dem Hof gab, wurde ganz kurzfristig Luzie zu Lehnchen in den Hänger gepackt.



Wolfgang und Doro reagierten wie befürchtet und schon hatte sich die Reitbeteiligung mit Lady dann auch erledigt. Der Evenhof war nun tabu für mich und ich mußte täglich 20 Minuten weiter fahren um zu Luzie zu kommen.

Ich stellte mir das anfangs ganz entspannt vor. Ich wollte nur jeden zweiten oder dritten Tag zu meinem Pferd fahren, was auch meiner Beziehung zu meinem damaligen Lebensgefährten mal ganz gut getan hätte. Luzie wurde ja mit einem Jahr noch nicht gearbeitet. Sie stand dort im Offenstall und konnte sich den ganzen Tag bewegen. Ich wollte also nur noch dorthin, um sie ein wenig zu betüddeln und mich ein wenig an der Stallarbeit zu beteiligen.

Aber Luzie machte mir einen Strich durch die Rechnung. Mal hatte sie ein Hufgeschwür, was täglich behandelt werden mußte, oder sich am Auge verletzt, was beobachtet und gesalbt werden mußte, eine Erkältung, die gepflegt werden wollte und dann folgte eine Trittverletzung, die sich, weil ich tatsächlich mal zwei Tage nicht kommen konnte, so sehr entzündet hatte, daß ich fortan sechs Wochen lang täglich einen Sauerkrautverband auswechseln durfte. Die Narbe sieht man heute noch auf einem der Röhrbeine.

Dann kam dazu, daß die Stallbetreiber öfter mal wegfuhren und ich mich anbot, die Stallarbeit zu übernehmen. Es wurden auch immer mehr Pferde und immer mehr Arbeit. Acht Pferde privat zu halten und dabei täglich zweimal abzuäppeln, täglich die Boxen für die Nacht zu misten und die Wiese abzusammeln braucht ganz schön viel Zeit. Dazu kam das Füttern, Mist wegbringen, Heuernte und und und. Auch wenn ich nur half und das gerne tat, es war und blieb viel Arbeit.

Außerdem spitzte sich Luzies Durchfall zu, den sie eigentlich schon von Anfang an hatte. Sie litt unter Kotwasser und die Haufen rochen ekelhaft.

Eine Freundin der Familie, die Luzie unterstellte, hatte eine Heilpraktikerpraxis und beschäftigte sich sehr intensiv mit Bioresonanztherapie. Sie bot mir an, Luzie zu behandeln und ich sagte zu. Nun wurde die Kleine regelmäßig mit Wellen beschossen und bekam homöopathische Medikamente. Ich kann nicht sagen, was von alle dem, was wir probiert haben, geholfen hat, ich weiß nur, daß sie heute beschwerdefrei ist. Und ich bin Gisela, Lehnchens Züchterin, sehr dankbar, daß sie sich so intensiv mit diesem Problem auseinandergesetzt hat. Einmal hat sie sogar für mich beim Tierarzt der Firma Pfitzer angerufen und sich beraten lassen, wie ich dieses Pferd am besten entwurmen sollte. Das hat uns damals einen großen Schritt weitergebracht.



Der Winter kam und ich stellte fest, daß Luzie und ich nicht besonders offenstalltauglich waren. Sie verzog sich gerne nach drinnen und hatte immer eine Abseitsstellung in der Herde. Ich war die ganze viele Arbeit und die Fahrerei satt und ich glaube, auch Gisela hatte die Nase voll von meinem Pferd, auch wenn sie nie etwas sagte. Wenn sie vorher gewußt hätte, wieviel Arbeit die Kleine machte, hätte sie sie wohl gar nicht erst mitgenommen.




Lieben Gruß
Eure