Evenhof (24)

Ein Jahr nach Sams Geburt, ließ Wolfgang Lou wieder decken. Da die Stute durch einen Unfall beim Verladen nicht mehr auf einen Hänger ging, sondern sich gerne mal rückwärts überschlug, mußte sie künstlich besamt werden.

Im Frühjahr des Jahres 1998 ließ sich Wolfgang durch einen Boten Samen von Fritz Power, ein Hengst der Jomm-Ranch, liefern. Hubert vollzog die künstliche Befruchtung und wir waren alle gespannt darauf, ob Lou tragend war. Leider klappte es bei diesem ersten Mal nicht und wir warteten auf die nächste Rosse.

Eines Abends ritt ich zusammen mit Wolfgang durch die Halle. Lady, die ich nach der langen Zeit mit ihrem Fohlen problemlos wieder in Beritt genommen hatte, war nicht für ein Fohlen geplant. Ich fragte Wolfgang, warum er sich so entschieden hätte, denn es gab jedes Jahr wieder das gleiche Problem, nämlich wo sollte man einen Spielkumpanen für das Fohlen herbekommen?

Der kleine Friesenhengst z. B. wurde nach dem Absetzen direkt verkauft. Somit war Wolfgang auf der Suche, nach einem Partner für seinen Sam. Es waren zwar zeitweise gleichaltrigen Fohlen auf dem Hof. Hubert hatte z. B. seinen Jessie für eine Weile bei uns untergestellt und ein benachbarter Züchter brachte seinen Absetzerhengst für ein halbes Jahr. Aber das war immer nur für eine begrenzte Zeit und Wolfgang mußte sich immer wieder aufs neue auf die Suche begeben.

Wir ritten also so durch die Halle und ich fragte ihn aus dem Bauch heraus, warum er nicht Lady auch decken lassen würde, dann hätte er zwei Fohlen und müßte nicht wieder mühsam nach Beistellfohlen suchen.

Seine trockene Antwort war: „Ich habe doch schon so viele Fohlen und kann mich nicht davon trennen, aber wenn Du das Fohlen nimmst, würde ich das machen.“ Ich glaubte mal wieder, ich hätte mich verhört und reagierte nicht. „Das kennen wir ja schon“, muß Wolfgang sich gedacht haben, denn beim Absatteln kam er wieder auf mich zu. „Nee, im Ernst. Denk doch mal darüber nach! Du könntest endlich Dein eigenes Pferd bekommen.“ Ich war total platt. „Da muß ich erst drüber schlafen“, bat ich mir Bedenkzeit aus.


Lieben Gruß
Eure

Evenhof (23)

Uwe, selbst sehr stur, hatte es sich aber in den Kopf gesetzt, daß die Familie wieder ein Pferd bekommen sollte und so trickste er Sudanne ganz einfach aus.

„Du willst kein Pferd – also bekommt Annabella eins.“ Gesagt, getan, begannen er, und er hatte keinen blassen Schimmer von Pferden, mit dem 12-jährigen Mädchen ein Pferd für sie zu suchen. Susanne, die Panik bekam, was die beiden wohl anschleppen würden, bezog sich dann doch noch in die Suche ein und schon waren wir wieder unterwegs auf der Suche nach einem Pferd – diesmal für Annabella.

Und so kam es, daß Tivio Sugar Par, ein dreijähriger, hübscher, aber überbauter Wallach aus einer netten kleinen Privatzucht in der Nähe auf dem Evenhof einzog. Die Besitzer wollten ihn eigentlich nicht abgeben, aber es gab gesundheitliche Probleme in der Familie, so daß der Bestand verkleinert werden mußte. Es standen auch mehrere Vollbrüder von Tivio auf dem Hof. Das Pferd war sehr leicht zu händeln und ließ sich für sein Alter nett reiten, ganz anders als die eigentlich zum Verkauf stehende Stute, die wir ausprobierten.



Tivio beeindruckte dadurch, daß er still stand, wo man ihn hinstellte und keinen Mucks tat. Annabella wurde draufgesetzt und er lies sich ganz prima von ihr reiten. Der Preis war auch ok, der Züchter und seine Familie sehr sympathisch und schon war Tivio, zwar nach Ankaufsuntersuchung für überbaut befunden, aber trotzdem gekauft. Annabella wurde als Besitzerin eingetragen und Tivio zum Transport auf den Evenhof abgeholt.

Alles hätte perfekt sein können, aber schon hatte Susanne wieder den größten Ärger am Hals. Annabella lies es sich nämlich nicht nehmen, bei jeder Gelegenheit zu erwähnen, daß das Pferd ihr gehörte. Susanne bemühte sich, Ihre Tochter ernst zu nehmen, aber die Beiden hatten sie sich nun ständig in der Wolle. Annabella wollte dies nicht und das nicht und Susanne hatte ihre Not, denn die Tochter versuchte immer öfter, sich gegen ihre Mutter durchzusetzen, eigentlich ganz normal in dem Alter. Es gab einen ständigen Kampf zwischen den beiden Sturköpfen mit dem Effekt, daß Susanne sich ganz langsam, nach und nach vom Hof zurückzog.


Lieben Gruß
Eure

Evenhof (22)

Susanne war natürlich mit den Nerven fertig aber im Endeffekt stellte sich eine Art Erleichterung ein. „Gott sei Dank, ist das endlich zu Ende“, waren ihre ersten Worte, nachdem sie die Nachricht vernommen hatte. Verständlich, denn erstens hatte das Leiden des Pferdes endlich ein Ende und zweitens konnte auch Susanne darauf hoffen, endlich mal wieder schlafen zu können. Endlich nicht mehr bei jedem Telefonklingeln zusammenzucken zu müssen. Endlich nicht mehr angstvoll darauf zu warten am anderen Ende zu hören: „Hallo Susanne, Wolfgang hier...“ Diese Ereignisse – erst Sahib, dann Jessie, hatte tiefe Spuren, nicht nur in ihr Gesicht gegraben und Ihre eigentlich so fröhliche Natur war angekratzt.

Verständlich, daß sie diesmal Nägeln mit Köppen machte, die Box, das Paddock und den Schrank abgab. Sie machte Wolfgang klipp und klar, daß sie kein Pferd mehr haben würde, sollte ihr Mann auch so viel intervenieren, wie er wollte. Dies sei das dritte Pferd in Ihrem Leben, das ihr auf so tragische Weise unter den Händen gestorben sei. „Der liebe Gott will nicht, daß ich ein Pferd besitze“, wurde ihr Standardspruch und alle glaubten ihr.

Aber Uwe konnte es natürlich nicht lassen. Er versuchte, sie zu überreden, sich wieder ein neues Pferd zu kaufen. Aber da hatte er nicht mit Susannes Sturheit gerechnet. Sie lehnte ab und blieb dabei.


Lieben Gruß
Eure

Neues Gadget - Diesen Blog verfolgen

Es gibt ein neues Gadget "LESER - Diesen Blog verfolgen ".

Ich bin ganz gespannt darauf, wer diesen Blog verfolgt, also seid so lieb und tragt Euch ein!


Danke und lieben Gruß

Eure

Evenhof (21)

Es war am 22. Oktober 1998, ein Tag vor Annabellas Geburtstag, als ich, von der Arbeit kommend ein langes Telefonat mit Susanne führte. Wir redeten bestimmt 20 oder 30 Minuten und sie erzählte mir ganz glücklich, daß sie Jessie an dem Tag im Round-Pen hatte und wie nett sie herumgebuckelt hätte. Ganz anders als noch zwei Monate zuvor hatte sie nun ein fröhliches, aktives und schmerzfreies Pferd. Kurz bevor ich auf den Hof fuhr, legten wir auf.

Ich ging in den Stall zu Lady. Irec kam mir entgegen „Jessie geht es schlecht, wir können Susanne nicht erreichen, da ist immer besetzt.“ Ich dachte: „nicht schon wieder“ und ging zu ihrer Box und was ich da sah, werde ich wohl mein Leben lang nicht vergessen.

Jessie stand dick aufgebläht und vor kaltem Schweiß tropfend naß in ihrer Box. Am schlimmsten war ihr Zittern – wie Espenlaub – jetzt wußte ich was dieser Ausdruck bedeutete, so schlimm. Wolfgang und Anja rubbelten sie mit Handtüchern ab und versuchten sie daran zu hindern, sich hinzulegen. „Der Tierarzt ist informiert aber bei Susanne ist immer besetzt.“

Mir war klar, daß das an unserem langen Telefonat gelegen haben mußte. Ich rief sie an und bekam sie gleich an den Apparat. „Komm! Deinem Pferd geht es so schlecht wie nie zuvor.“

Da ich schon einmal das Telefon in der Hand hatte, rief ich den Vet auch noch einmal an. Ich informierte ihn, daß es sich diesmal nicht um eine von Jessies „Standardkoliken“ handelte, sondern daß es heute um Leben und Tod ginge.

Kurz darauf traf Susanne ein und wir sahen auch schon den Tierarzt herannahen. So habe ich ihn noch nie auf den Hof „fliegen“ sehen.

Ein Blick auf Jessie und er zog Spritzen auf. Das Pferd lag inzwischen und war kaum bei Sinnen, total apathisch. Der Arzt drückte aufs Zahnfleisch, es war weiß, und jagte Jessie verzweifelt eine Spritze rein. Zu spät – sie erschlaffte noch während er den Kolben drückte. Der Blick wurde starr. Es gab keine Rettung mehr und sie starb mit ihrem Kopf in meinen Armen.

Der Veterinär bot Susanne an, Jessie zu obduzieren, um herauszufinden, woran sie denn schlußendlich erkrankt sei. Susanne lehnte ab, aus vielen verständlichen Gründen.

Ein paar Monate später sahen wir auf der Equitana, was Magendasseln beim Pferd so anrichten können. Verglichen mit Jessies Tod und ihren Symptomen, sind wir uns heute sicher, daß sie mit diesen Parasiten verwurmt war und eines der dadurch entstandenen Magengeschwüre geplatzt sein mußte, vielleicht beim Toben im Round-Pen an diesem Nachmittag.

Lieben Gruß
Eure




Evenhof (20)

Kurze Zeit später kam wieder einer der befürchteten Anrufe. Wieder lag Jessie mit Bauchschmerzen auf dem Paddock oder in der Box. Susanne war ratlos. Die ganze Geschichte begann von vorne.

Ratlosigkeit lies noch einmal die Sprache auf Klinik kommen. Susanne ärgerte sich mittlerweile darüber, daß sie Jessie nicht hatte operieren lassen und faßte nach Absprache mit ihrem Tierarzt den Entschluß, sie für eine diagnostische OP in eine Klinik in den Niederlanden zu bringen. Diese hatte einen guten Ruf und war nur halb so teuer, wie die Kliniken in Deutschland. Wir fuhren das kleine Pferdchen also dorthin und warteten ab, was diesmal herauskommen sollte.

Jessie wurde untersucht und beobachtet. Keine Kolik. Sie war bestimmt eine oder zwei Wochen in der Klinik und es ging ihr gut. So einen langen Zeitraum hatte sie in der letzten Zeit nicht ohne Kolik geschafft. Es war wie verhext.

Leider konnte man hier keine Magenspiegelung durchführen, weil das dafür benötigte Gerät kaputt gegangen war und daß man ein Pferd nicht einfach operieren wollte, wenn es keine Symptome zeigt, konnte Susanne dann auch verstehen. Sie holte Jessie nach ca. zwei Wochen ergebnislos wieder ab.

Leider hatten die Koliken auch danach kein Ende und das ganze Theater ging wieder von vorne los.

Auf einen Tip hin, bestellte Susanne dann eine Heilpraktikerin. Die kam auch, unterhielt sich lange mit Susanne und wollte alles über Jessie wissen. Nach eingehender Untersuchung kam sie dann zu dem Ergebnis, daß Jessie tatsächlich immer noch unter Magendasseln/-geschwüren litt und leitete die Behandlung ein. Mehrere Wochen lang verabreicht Susanne nun ihrem kleinen Pferd große homöopathische Spritzen nach Anleitung der Tierheilpraktikerin. Die Behandlung schien zu helfen. Die Koliken wurden weniger. Nach vier oder fünf Monaten fast täglich wiederholender Kolik war das Pferd mit einem Mal schmerzfrei. Susanne faßte neuen Mut und ganz langsam ging es bergauf.

Lieben Gruß
Eure

Wieso....

....schreibt hier eigentlich (fast) niemand einen Kommentar?



Lieben Gruß
Eure

VOLBEAT

Gestern waren wir in Köln im Palladium. Dort spielte Volbeat. Es war ein geniales Konzert und das Publikum war von der ersten bis zur letzten Reihe außer Rand und Band.
Für uns war es eine schöne Abwechslung, nachdem sich in der letzten Zeit fast alles nur um den Pickup gedreht hat und so waren wir auch erst sehr spät zu Hause.
Meine Digi habe ich zu Hause gelassen. Wahrscheinlich hätte man mich damit sowieso nicht hereingelassen. Deshalb werde ich Alex gleich mal bitten, ob sie nicht ein schönes Erinnerungsfoto für diesen Blog spenden möchte.

Wenn Volbeat bei Euch in der Nähe spielt - geht hin! Es ist eine geniale Rock-Metal-Band und die Konzerte sind eine Erlebnis.
In diesem Sinne
VOLBEAT!

Alles Liebe
Eure


Evenhof (19)

Das Glück dauerte ca. 2 Monate an. Eines Tages bekam Susanne einen Anruf von Wolfgang, der ihr mitteilte, daß Jessie seit einiger Zeit so komisch auf dem Paddock liegen würde, da sei etwas nicht in Ordnung.

Susanne fuhr sofort hin, bestellte den Tierarzt und der diagnostizierte eine Kolik, nicht weiter schlimm. Jessie benahm sich dabei ganz ruhig, lag aber am liebsten. Der Veterinär versicherte uns, daß man das Pferd ruhig in Ruhe lassen könne. Dieses allgemein übliche Führen sei nicht unbedingt notwendig, solange Jessie sich ruhig benehmen würde. Sie bekam Buskopan und am nächsten Tag war alles wieder ok.

Ein paar Tage später geschah wieder das gleiche. Jessie lag auf dem Paddock, sie hatte wieder Bauchschmerzen. Der Tierarzt kam und gab ein krampflösendes Mittel. Am nächsten Tag war wieder alles in Ordnung.

Um es kurz zu machen. Diese merkwürdigen Koliken kamen immer und immer wieder. Susanne konnte kaum noch schlafen vor Sorgen um ihr Pferd. Jeder Anruf lies sie zusammenfahren – hoffentlich nicht schon wieder Wolfgang, wegen Jessie.

Der Tierarzt wurde nicht schlau aus der Geschichte und riet Susanne, das Tier in eine Klinik zu bringen. „In die Klinik, in der Sahib starb, wirst du sie ja wohl nicht bringen wollen“, war der wohlgemeinte Rat der meisten Leute. Susanne, die alles richtig machen wollte, brachte Jessie daraufhin in eine Klinik ca. 2 Std. Fahrzeit von hier. Wie das Schicksal es wollte, hatte sie schon wieder einen Flug nach Spanien gebucht. Sie mußte sich um ihr Haus kümmern, damit es für die Sommerferien und die Sommergäste in Schuß war. Der Flug lies sich nicht verschieben.

Die Klinik untersuchte das Pferd und wußte sich auch keinen Rat. Man riet zur OP, was Susanne aber ablehnte – zu stark war noch der Schmerz über Sahibs Verlust. Man schlug ihr vor, das Pferd zu diagnostischen Zwecken zu öffnen und ihr am Telefon die Lage zu erklären. Sie könnte praktisch sofort die Entscheidung treffen, was mit dem Pferd geschehen solle. Susanne blieb bei der Ablehnung und man einigte sich darauf, eine Magenspiegelung bei dem Pferd durchzuführen.

Susannes Anruf am Tag danach brachte nur das Ergebnis, daß eines der beiden Pferde, die gespiegelt worden seien, einen Befund hätte, aber welches, da sei die Person am Telefon überfragt. Aber Susanne könne Jessie abholen, was sie dann auch tat.

Wiederholte Telefonate und der Bericht ergaben dann, daß Jessie anscheinend das Pferd mit dem Befund „Magengeschwüre hervorgerufen durch Magendasseln“ war.

Susanne rief noch ein letztes Mal, es war bereits eine Woche vergangen, seitdem Jessie wieder auf dem Hof war, in der Klinik an und fragte, ob das Pferd wenigstens eine Wurmkur bekommen hätte, was man verneinte! Fassungslos rief sie ihren Tierarzt an. Der kam mit Wurmkur und führte die dringend notwendige Entwurmung bei Jessie fachgerecht und lehrbuchmäßig mit regelmäßigen Abständen mehrfach hintereinander durch.


Alles Liebe
Eure

Evenhof (18)

Susanne wollte nach der schrecklichen Geschichte mit Sahib natürlich kein eigenes Pferd mehr und es war ganz komisch, sie nun nicht mehr jeden Abend im Stall zu sehen. Sie war wieder auf der Suche nach einer Reitbeteiligung, was sich aber nicht so einfach anließ, wie man denken könnte.
Vor Sahibs Tod war es so, daß Susanne schon mal gefragt wurde, ob sie nicht mal dies oder jenes Pferd bewegen könnte, wenn die Besitzer keine Zeit hatten. Dann kam noch dazu, daß Wolfgang viel zu viele Pferde hatte, um allen gerecht zu werden. Er hätte ganz gut noch eine Reitbeteiligung brauchen können. Ich weiß nicht, woran es lag. Susanne war eigentlich sehr beliebt, aber niemand - noch nicht einmal Manfred, der bis dahin öfter mal Susannes Hilfe in Anspruch genommen hatte - wollte sie als Reitbeteiligung haben. Dieser Umstand, die Zeit und Uwes, Susannes Mann, gutes Zureden taten ihre Wirkung und Susanne war bald wieder auf der Suche nach einem eigenen Pferd.

Diesmal sollte es ein „echtes“ Quarter Horse werden, ca. 7 oder 8 Jahre alt, ausgebildet, gelände- und kindersicher, ansonsten aber nicht ganz anspruchslos zu reiten und optisch am liebsten schön. Also ein Pferd, wie es sich fast alle Westernreiter wünschten, die „eierlegende Wollmilchsau“.

Natürlich war so etwas nicht zu finden und die Suche kristallisierte sich auf jüngere Pferde mit den oben genannten Eigenschaften. Wir sind in der kommenden Zeit viel herumgefahren und haben uns viele Pferde angeschaut. Trotzdem auch namhafte Züchter dabei waren, dauerte es ziemlich lange, bis wir Jessie fanden. Sie stammte aus einer kleinen privaten Zucht in Wermelskirchen und hatte bis dato ihr komplettes Pferdeleben auf der Wiese verbringen dürfen, kannte aber auch die Box. Sie war angeritten und sehr umgänglich. Susanne ritt sie zur Probe und ließ Hubert für eine Ankaufsuntersuchung kommen. Der war zwar nicht ganz zufrieden mit den Beinen, aber nach ein paar Röntgenaufnahmen gab er sein OK.

Jessie Flit Bar - eine süße kleine chestnutfarbene QH-Stute, 5 Jahre jung, zog im Februar 1998 auf dem Evenhof ein. Uwe hatte in weiser Voraussicht direkt nach Sahibs Tod mit Wolfgang geredet und so waren Sahibs Box, sein Paddock und der Schrank noch frei und Susanne brauchte sich noch nicht einmal umzustellen. Sie war absolut glücklich mit ihrem neuen Pferd und alles war wieder so, wie zuvor.


Alles Liebe
Eure

Evenhof (17)

Unsere ähnlichen Vorstellungen haben dann auch im Laufe der Zeit mit Hilfe unser beider Vorliebe für Planung und Organisation für den ein oder anderen Spaß im Stall gesorgt.

Unvergeßlich ist unser erstes Neujahrsreiten. Es muß der Jahreswechsel 1996/1997 gewesen sein, also noch vor dem tragischen Tod Sahibs. Ganz kurzfristig geplant, stand an Sylvester so oder so ähnlich an der Tafel: „Wer macht mit beim Neujahrsreiten? Morgen ab 14:00 Uhr.“
Den Nachmittag haben wir dann damit verbracht, aus Bierdeckeln und Geschenkband „Schleifen“ zu basteln, die die Teilnehmer erhalten sollten. Wir haben uns Spiele ausgedacht und das nötige Zubehör besorgt.

Auf Grund von starkem Frost konnte die Halle leider nicht gewässert werden und war so staubig, daß wir hier auf keinen Fall reiten konnten. Durch den glücklichen Umstand, daß es geschneit hatte und durch den langanhaltenden Bodenfrost konnten wir dann prima auf eine der Wiesen ausweichen, die Wolfgang uns ganz selbstverständlich zur Verfügung stellte.

Mir ist noch in Erinnerung, daß Wimpy sich auf einen Mohrenkopf gestürzt hatte, der für Sabine bestimmt war. Für ihn lagen eigentlich Leckerlis da. Und von der Disziplin „Pferd malen aber blind“ gibt es heute noch Beweisstücke. Susanne hatte sich später mal die Mühe gemacht, die einzelnen Bilder einzuscannen und auf dem Passepartout des Gruppenbildes zu platzieren, welches an diesem Tag geschossen wurde. Das Bild hing noch im Stübchen des Evenhofes, als ich zum letzten Mal dort war. Und darauf zu sehen ist die Nachbarweide auf der sogar noch der gute Sahib herumtobte, der zu dieser Zeit ja noch lebte.

Wir haben diese Akton in den folgenden Jahren wiederholt, und es war immer ein riesen Spaß.

Alles Liebe
Eure

Evenhof (16)

Susanne fragte mich dann auch im nächsten Herbst, ob ich nicht Lust hätte, noch einmal mit ihr nach Menorca zu fliegen. Diesmal sollte ich mit ihr im großen Haus wohnen, welches wir dann auch winterfest machen wollten. Ich freute mich sehr über die Einladung und flog gerne mit ihr dorthin.

Dieser Herbst wurde dominiert von unserem Hobby, den Pferden. Susanne kannte eine Menge Leute auf der Insel und natürlich waren auch Reiter dabei. So kam es, daß wir uns fast jeden Abend zum Stall aufmachten. Sie machte Linda fertig, ich sollte (einen Wallach - wie hieß er noch...?) reiten. Die beiden standen etwas voneinander entfernt. Da in dem einen Stall bis auf den einen Wallach nur Hengste standen, konnte Linda dort nicht untergebracht werden und war von daher ein Stück den Weg herunter aufgestallt. Susanne zeigte mir die Sachen und wir verabredeten uns am Ende des Weges mit fertigen Pferden zum Ausritt.


Leider hatte Susanne eine Kleinigkeit vergessen. Als ich nämlich versuchte aufzusteigen, hielt ich den Wallach fest. Das war ein Fehler, denn der brach postwendend zusammen. Ich schaffte es gerade noch, meine Beine unter ihm wegzuziehen, als er sich komplett auf die Seite legte. Ich dachte, er stirbt, oder so etwas. Aber er stand wieder auf und nun standen wir zitternd nebeneinander. „Was war das denn?“ Ich war ja sowieso schon immer mißtrauisch und vorsichtig bei fremden Pferden, deshalb ließ ich ihn beim Aufsteigen auch stehen und nicht losgehen, aber mit so etwas hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.

Susanne lachte sich kaputt, als ich mit dem Pferd an der Hand am Wegesende ankam. „Was ist denn mit Dir? Ich denke wir reiten?“ „Der hat sich hingelegt,“ antwortete ich mit zitternder Stimme. Eigentlich hatte ich schon keine Lust mehr aufs Reiten. Da fiel es Susanne auch schon wieder ein. „Mist. Das macht er immer, wenn man ihn festhält. Man muß ihn sofort losgehen lassen, sonst wirft er sich immer hin.“ Na toll!


Wir saßen natürlich trotzdem auf und ritten durch die Gegend. Es war ganz schön beeindruckend, wie trittsicher diese schwarzen menorcinischen Pferde sind. Wege, die ich mir selbst nicht zutrauen würde, nahmen die Pferde mit einer Gelassenheit wie Bergziegen. Außerdem konnte man mit ihnen an den verkehrsreichsten Straßen entlang gehen, sie machten keinen Mucks. Nachdem ich das herausgefunden hatte und nachdem ich mich an die merkwürdige Reitweise mit einhändig geführten sehr kurzen Zügeln, die keinen Schritt kennt, gewöhnt hatte, fühlte ich mich endlich auch wohl auf dem Rücken dieser fremden und fremdländischen Pferde.

Und sowohl Susanne, als auch mir, ging es witzigerweise genau gleich: als wir wieder zu Hause waren, kamen uns die kleinen, kompakten QH sehr klein und kurzbeinig, kugelrund und unproportioniert vor. Hatten wir doch beide eine Woche lang nur sehr schlanke, hochbeinige und elegante Menorciner gesehen.


Susanne nahm mich noch ein paar Mal mit und ein Ereignis werden wir wohl beide nie vergessen und das ist die Fiesta de San Juan, die wir von der ersten bis zur letzten Minute über 3 Tage mitmachten und wobei wir einen riesigen Spaß hatten. Diesen Bericht werde ich mir aber gerne für eine andere Gelegenheit aufsparen.



Alles Liebe
Eure


Evenhof (15)

Wolfgang nahm die Nachricht mit den Worten: „Das stimmt doch nicht, er hat doch nur was am Bein“, auf. Er konnte es einfach nicht glauben.

Susanne war in kürzester Zeit um Jahre gealtert. Wir sind danach nur noch einmal zusammen in die Klinik gefahren. Sie mußte noch die Rechnung bezahlen. Als wir das Büro verließen, sahen wir, daß an der Garderobe Sahibs Halfter hing und vielleicht hängt es heute noch dort.

Diese schreckliche Geschichte hatte Susanne und mich noch mehr zusammengeschweißt. Dadurch, daß ich sie Abend für Abend abholte, nahm ich fast einen Monat lang an Ihrem Familienleben teil und bekam einen Einblick in ihr Leben, wie ich ihn vorher nicht hatte. Wir trafen uns von da an auch öfter mal außerhalb des Stalls, luden uns gegenseitig zum Essen ein und verbrachten viel Zeit miteinander. Irgendwann fiel das Wort „beste Freundin“. Und so war es auch. Wir waren endlich beste Freundinnen geworden. Diese Freundschaft hielt fast 10 Jahre und ein weiteres Pferdeleben lang, bis sie unter ganz merkwürdigen Umständen auseinanderbrach.


Ein paar ganz besondere Momente erlebten wir auf Menorca. Wie schon erwähnt, nannte sie ein Haus, bzw. sogar zwei dort ihr eigen. Jedes Jahr fuhr sie nun mehrmals dorthin, jeweils in den Ferien, da ihre Kinder schulpflichtig waren. Den Sommer verbrachte sie meist ganz dort und ich vermißte sie schon manches Mal in dieser Zeit.
Eines Tages, ich saß im Büro, klingelte mein Telefon und Sabine (die Wimpy ritt) war dran. Sie hatte Urlaub, überlegte, wo sie wohl am besten hinfahren sollte und war auf folgende Idee gekommen: „Du bist doch mit Susanne gut befreundet, hast Du nicht Lust mit mir dorthin zu fliegen?“ Ich war schon immer für spontane Entscheidungen und sagte zu, Susanne anzurufen. Die war ganz begeistert und bot uns das kleine Haus an. Es war kein Problem im Büro frei zu bekommen und schon hatten wir unsere Flüge gebucht. Ich war schon ganz gespannt. So viel hatte ich schon über die Insel und die Leute dort gehört. Nun sollte ich Antonia, Carlos, Bep, Cipri und die anderen endlich selbst kennenlernen.

Sabine überraschte mich am Flughafen mit der Feststellung, wir würden ja jetzt mal einen schönen Sangria zusammen trinken. Überhaupt stellte ich fest, daß wir beide doch sehr verschiedene Vorstellungen von Urlaub hatten. Sie dachte wohl, sie fliegt auf ein kleineres Mallorca und ich haßte diese Arten von Kegeltourismus.
So wurde mein erster Urlaub auf der Insel auch etwas, na ja, speziell, aber es sollte ja auch nicht das letzte Mal sein, daß ich hier war. Das Verhältnis zu Sabine war danach nicht mehr ganz so herzlich, aber im Endeffekt haben wir uns doch immer noch ganz gut verstanden.



Alles Liebe
Eure

Evenhof (14)

Und es war niederschmetternd. Pseudomonas aeruginosa – häufig im Wald zu finden - Schlimmeres hätte nicht in Sahibs Sehnenscheide eindringen können. Sie waren kaum zu bekämpfen und schon gar nicht mit dem Breitbandantibiotikum. Man hätte auch Spüli nehmen können, das hätte ungefähr den gleichen Effekt gehabt.

Es folgte die dritte und vierte Spülung, sprich die dritte und vierte OP. Einzige Hoffnung war nun noch ein Mittel, daß für Menschen zugelassen war. Es war teuer und wurde von den Pferden nicht gut vertragen. Aber es gab nur noch zwei Dinge – entweder dieses Mittel oder Sahib würde diese Verletzung nicht überleben.

Die Ärzte hatten Susanne inzwischen darüber aufgeklärt, daß die Kosten langsam den Wert des Pferdes übersteigen würden und daß er, auch wenn er es schaffen würde, wohl nie wieder belastbar sein könnte. „Das ist mir egal – Sahib soll leben und wenn es nur noch ein glückliches Leben auf der Wiese ist – der schafft das. Kosten – egal!“ Susanne war entschlossen Ihrem Sahib zu helfen. Hatte sie doch schon einmal ein Pferd auf tragische Weise verloren. Dieses sollte leben.

Sahib bekam also dieses Mittel. Manche Pferde vertrugen es nicht und bekamen schlimmste Koliken, andere wiederum zeigten keinerlei Reaktion und wurden einfach gesund.

Am 31. August 1997 war ich früh auf dem Weg zu Susanne, mit der ich an diesem Sonntag Morgen in die Klinik fahren wollte. Ich dachte an meine Schwester, die an diesem Tag Geburtstag hatte, als ich die Nachricht vom Tode Lady Di’s aus dem Radio vernahm.

Susanne und ich standen vor dem verschlossenen Kliniktor. Sie ging, wie schon öfter rein, um den Pflegern zu sagen, daß sie das Tor für mich öffnen sollten. Ich wartete und wartete. Mit einem Mal hörte ich aus der Gegensprechanlage Susannes verstörte Stimme: „Es geht ihm nicht gut. Er steht auf Intensiv. Komm!“

Ich fand sie dann bei ihrem Pferd, der erbärmlich in seinem Halfter hing. Festgebunden in der Box, damit er sich die Kanüle nicht rausriß. Man hatte ihn morgens in seiner Box gefunden. Er mußte die halbe Nacht getobt haben vor Schmerzen. Der Kreislauf war zusammengebrochen – typisch bei den ganz schlimmen Koliken und wenn es ihm nicht bald besser ginge, müßte er wieder operiert werden – zum fünften Mal in vier Wochen, diesmal nicht am Bein sondern in Form einer Kolikoperation.

Susanne mußte gehen. Sie hatte einen wichtigen geschäftlichen Termin. Ich setzte sie zu Hause ab. Das war gegen 12 Uhr.Nachmittags – so gegen zwei - kam der Anruf. Sahib war tot. Die OP zeigte nur noch einen Meter bereits grünen, abgestorbenen Darms. Er hatte keine Chance mehr. Man hat ihn nicht mehr aus der Narkose erwachen lassen. Susanne erhielt die Nachricht im Eingang des Lokals, wo ihr Termin stattfand. Wie es ihr ging, kann man sich vorstellen.

Alles Liebe
Eure

Evenhof (13)

Es war das erste Mal, daß ich ein Pferd aus der Vollnarkose erwachen sah. Man erklärte uns den Ablauf und die Risiken. Ich fand es schrecklich. Die Gummibox, diesen Tubus im Maul, die „toten“ Augen, das schreckhafte Erwachen und das plötzliche Aufspringen ohne bereits Herr über seine Glieder zu sein.

Überraschenderweise war Sahib sehr schnell wieder auf dem Damm und fit genug, um in seine Box zu gehen. Zu gehen war wohl übertrieben. Er hatte einen riesigen Gipsverband an dem betroffenen Vorderlauf und humpelte verzweifelt. Als wir ihn aus der Box in seinen Stall brachten überraschte er uns mit seinem hellen Wiehern zur Begrüßung der anderen Pferde, als wollte er sagen: „Ich bin wieder da und ich LEBE!!!“ Wer das schon einmal erlebt hat, weiß wie aufreibend solche Momente sind.

Es folgte banges Warten. Würde die OP anschlagen? Hatte man das richtige Antibiotikum gefunden? Bei der OP wurde ein Abstrich aus der Wunde genommen und ins Labor nach Hannover gesandt. Dort würde man Kolonien anlegen und dabei herausbekommen, welches Antibiotikum das richtige wäre. Bis dahin sollte Sahib eine Breitbandantibiotikum bekommen, welches einige Bakterienstämme abdecken würde. Mit ein bißchen Glück....

Unterdessen hatte ich mit Susanne telefoniert. „Tue, was zu tun ist. Ich kann erst in einer Woche wiederkommen. Bitte kümmre Dich um Sahib, war Ihre Bitte an mich.“ Ok, das tat ich dann auch. Täglich fuhr ich zu ihm in die Klinik, täglich eine Dreiviertelstunde hin und ebenso lange zurück. Wenn ich Pech hatte, und in den Berufsverkehr kam, wurde die Strecke zur Tortur. Aber ich tat es gerne, für Sahib, für Susanne, für mich.

Als ich am zweiten Tag dort ankam, hatte Sahib bereits ein spezielles Eisen zur Entlastung des betroffenen Beins bekommen. So stand er dann auf seinem Stöckelschuh in seiner Box und war, den Umständen entsprechend, doch recht fröhlich. Aber man sah auch, daß er Schmerzen hatte.

Ich weiß den zeitlichen Ablauf nicht mehr so genau. Das Ganze ist schon so lange her. Fazit war, nachdem Susanne wieder da war, fuhren wir täglich zusammen zu ihrem Pferd. Die Prognose sah nicht gut aus. Es hatten sich Fibrinfasern gebildet und die Sehnenscheide mußte erneut gespült werden. Wieder eine Vollnarkose. Wieder dieses schreckliche Erwachen, wieder diese trotzige und laute Begrüßung der anderen. Und weiterhin banges Warten. Wann traf endlich das Ergebnis aus dem Labor ein? Ich glaube, es waren bereits zwei Wochen vergangen, als es endlich da war.


Alles Liebe
Eure

Der Chevy - Mein neuer Blog



Das ist unser Chevy. Wir haben ihn vor mehr als einem Jahr gekauft und sind damit voll auf die Nase gefallen. Es gibt eine lange Geschichte um das Auto, welches uns schon einiges an Nerven gekostet hat.

Gestern haben wir das erste Mal an dem Pickup geschraubt. Das habe ich heut zum Anlaß genommen, einen neuen Blog über diesen Wagen zu erstellen. Ihr findet den Link unter FOTOS/PXLPICKUP.

Viel Spaß beim Lesen
Eure

Evenhof (12)

In diesem Jahr ereigneten sich nicht nur schöne Dinge. Susanne, die mittlerweile eine sehr gute Freundin geworden war, fuhr regelmäßig und für mehrere Wochen in ihr Haus nach Menorca. So auch diesen Sommer. Sie hatte Sahib erst vor ca. 2 Jahren in ihr Eigentum übernommen. Vorher war sie Reitbeteiligung. Dann hatte sie kurzerhand mit der damaligen Besitzerin die Rollen getauscht. Diese sollte Sahib reiten, solange Susanne unterwegs war. Ich weiß noch genau, wie Susanne mir damals jedes Mal, wenn sie in den Urlaub fuhr, ihr Pferd anvertraute und sagte: „Paß mir gut auf den auf.“ „Mach ich“, war die natürliche Antwort, die sie jedesmal erhielt. Wie sehr ich noch auf ihn aufpassen sollte, wußte ich damals noch nicht.

Eines abends, ich war ausnahmsweise schon früh zu Hause, klingelte mein Telefon. Wolfgang war dran. Gehetzt keuchte er nur ins Telefon: „Sahib ist verletzt, muß sofort in die Klinik, wir versuchen ihn zu verladen.“ Oh, Gott, der Horror. Wer Sahib schon mal gesehen hatte, wie er sich weigerte, in den Hänger zu gehen, weiß, wovon ich rede. Beim letzten Verladetraining, und das war schon eine ganze Weile her, hat er sich 2 Stunden lang standhaft geweigert. Und damals hatte er vier gesunde Beine.

Ich schmiß mich in die Klamotten und raste, auf das Schlimmstes gefaßt, zum Hof. Dort stand – wie durch ein Wunder – Sahib schon auf dem Hänger. Er muß wohl gewußt haben, wie es um ihn stand, da war Hänger fahren das kleinste Übel. Sie hatten nur auf mich gewartet. Ab ins Auto uns los.

Unterwegs erzählte mir Wolfgang, was passiert war. Sahib war im Wald in eine Glasscherbe getreten. Scherbe war kein Ausdruck – es handelte sich um den Kopf eines Joghurtglases, an dem der Deckel noch dran war. Das verlieh dem Glas außerordentliche Stabilität, und so konnte es problemlos in Sahibs Fessel eindringen. Hubert, der Tierarzt, kam sofort und als er die Wunde sah, wußte er bereits, daß es nicht sehr gut aussah. Es kam kaum Blut und die Wunde sah für einen Laien harmlos aus. Aber auch die Tierärzte in der Klinik waren sehr besorgt. Sahib sollte – möglichst sofort – operiert werden, da man auf dem Röntgenbild bereits sah, wie tief die Wunde war. Bei der Operation stellte man fest, daß man mit dem Schlimmsten rechnen mußte – die Scherbe war in die Sehnenscheide eingedrungen. Man erklärte uns, daß hier eine sehr hohe Infektionsgefahr herrschte und sich dadurch Fibrinfasern bildeten, welche die Sehnenscheide verkleben würden. Dadurch könne die Sehne nicht mehr reibungslos in der Sehnenscheide rutschen und das wäre für das Pferd sehr schmerzhaft. Die Wunde mußte also sofort geöffnet und mit einem geeigneten Antibiotikum gespült werden. Und die Entscheidung, ob das ganze gemacht werden sollte, lag bei Wolfgang und mir. Susanne war auf Menorca und wir hatten sie noch nicht erreicht.


Alles Liebe
Eure

Evenhof (11)

Elf Monate sind eine lange Zeit. Lady wurde dicker und dicker. Aber trotzdem sollte ich sie täglich reiten. Ich paßte auf, daß sie sich nicht aufregte, wollten wir doch das langersehnte Fohlen nicht wieder verlieren. Also hieß es nur noch Schritt und Trab. Alles andere war zu aufregend für sie. Gelände ging, aber auch nur ruhig und ohne Aufregung. Wir taten alles, damit das Fohlen gesund werden würde. Gegen Ende der Trächtigkeit baute Wolfgang noch zwei neue Boxen auf dem Hof. Das würden die neuen Abfohlboxen werden. 3 x 6 Meter Außenboxen, luftig und hell.

Im Frühjahr 1997 erblickten zwei kleine Hengste das Licht der Welt. Der Palomino Sam war Ladys Sohn, leider keine Stute, aber ansonsten perfekt. Und Seeske, die Stute einer Einstallerin war ganz stolz auf ihren wunderschönen kleinen Friesensohn. Zwei Hengste, das paßte gut und so wuchsen sie auch zusammen auf. Die Stuten und ihre Fohlen standen zusammen auf der Wiese und auf dem Paddock und so konnten die Fohlen miteinander aufwachsen.

Unvergeßlich war der Moment, als der Kleine Sam zum ersten Mal auf das Paddock durfte. Die anderen Pferde waren schon draußen. Als Lady und Sam durch den Durchgang zu den Paddocks kamen, waren alle – aber wirklich alle Pferdeaugen auf den kleinen Sam gerichtet und alle wieherten ihm zu – so als würden sie ihn als neuen Erdenbewohner begrüßen. Ein unglaublich schöner Moment, den man selbst einmal erlebt haben muß.

Lady war eine sehr gute Mutter. Sie ließ nichts an den Kleinen kommen, machte aber auch nicht unnötig Theater um ihn. Ich konnte mich immer noch täglich um sie kümmern, reiten war allerdings nicht drin in dieser Zeit. Aber das war mir egal. Ich war froh, daß ich sie täglich sehen durfte – mein kleines Traumpferd.


Alles Liebe
Eure