Evenhof (6)

Ich ritt also nun jeden Abend auf Lady und bekam weiterhin Unterricht von Wolfgang. Leider hatte der aber auch in seinem Beruf so viel zu tun, daß er uns oft warten ließ oder sogar ganz versetzte. Außerdem mußte er ja auch noch seine eigenen Pferden bewegen und das waren nicht wenige. Außer Lady gab es da noch:

Leo, der an Mr. Ed erinnert, und wie oben schon erwähnt, sein gutes Turnier- und Vorzeigepferd war. Der erste Palomino, den ich kannte, ein bißchen groß für eine Quarter und mit einem sehr schwungvollen und harten Trab. Unter Wolfgang und Simone, seiner Reitbeteiligung, lief er sehr schön. Seine Spezialität: Galoppwechsel, die er zu jeder Zeit und an jeder Stelle perfekt beherrschte. Leo ist heute noch Ladys Partner auf dem Paddock. Die beiden sind unzertrennlich wie ein altes Ehepaar.

Wimpy, der erste von Ladys Fohlen. Leider hatte er sich damals, als er mit anderen jungen Hengsten zur Aufzucht stand eine spinale Ataxie zugezogen. Diese war glücklicherweise nur leicht und daher konnte er normal, wenn auch am besten mit Anlehnung, ähnlich wie beim Englischen Reitstil, geritten werden. Sabine, seine Reitbeteiligung hatte das bestens im Griff.

Nici, Ladys zweites Fohlen. Er war damals fünf Jahre alt und noch Hengst, stand mit Wimpy auf dem Paddock und auf der Wiese. Er biß Wolfgang beim Reiten immer in den Fuß und versuchte auch mal ihn abzusetzen. Ich glaube, das versucht er heute noch, wenn mal jemand drauf sitzt. Er ist der Sohn von Lady und Leo, bevor dieser gelegt wurde und sieht optisch auch ähnlich aus, wenn auch er ein ganzes Stück kleiner ist. Ein ganz dunkler Fuchs mit heller Mähne. Wunderschön, klein und kompakt mit einer sehr netten Ausstrahlung.

Sascha, Doros Haflinger, mit dem sie am liebsten lange Ritte im Gelände absolvierte. Ständige Begleiterin dabei: Sunny, die Bordercolliehündin. Meistens dabei: Rodi der kuschelige Isländer mit seinen Besitzern Berthold und Töchterchen Annika.

Lou, Wolfgangs zweiter Stute. Sie war noch jung, ich glaube damals war sie erst vier und wurde gerade angeritten. Später wurde sie ebenfalls zur Zucht gebraucht und brachte drei Fohlen.

Aber meistens kam Wolfgang dann doch noch in die Halle und wir bekamen weiterhin unseren Unterricht.

Meistens war ich auch nicht alleine, denn Susanne mit ihrem wunderschönen Arabermixwallach Sahib, der als ca. 8 oder 9 jähriger Schimmel noch ziemlich grau war, teilte sich oft die Stunde mit mir. Dabei fällt mir ein, daß sie gerne den Galoppwechsel lernen wollte und es nicht schaffte. Sie war ganz verzweifelt, weil sie mit ihren 39 Jahren immer noch keinen vernünftigen Wechsel hinlegen konnte. Aber sie übte fleißig weiter und irgendwann funktionierte es dann auch.

Nach diesen Reitstunden saßen wir oft im Casino und so kam es, daß Susanne und ich uns anfreundeten. Wir waren auf einer Wellenlänge und hatten uns gesucht und gefunden. Bald warteten wir abends aufeinander, stimmten unsere Reitzeiten miteinander ab, putzten und ritten zusammen.

Susanne war verheiratet und hatte zwei nette kleine Töchter: die dunkle Annabella (9), die wie die geklonte Mama aussah und die süße, blonde Coco (8), die jeden um den Finger wickeln konnte. Beide waren bildhübsch und oft dabei, aber nur Annabella hatte Susannes Draht zu den Pferden geerbt. Coco wollte immer nur „wie der Wind“ und saß dann im Galopp auf dem Pferd und lachte sich kaputt. Aber Annabella – eher ängstlich beim Reiten – war aus dem Stall nicht wegzudenken. Stundenlang saß sie mit ihren Töpfen auf der Stallgasse und „kochte“ für Sahib. Da wurde Möhren, Äpfel, Bananen, Hafer und was ihr sonst noch so in die Finger kam, zerkleinert und mit Wasser gemischt zu einem Brei verrührt. Und Sahib bekam jeden Abend seine Ration.


Alles Liebe
Eure

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