Evenhof (7)

Der Evenhof wurde also langsam zu meinem zweiten zu Hause. Jeden Abend nach der Arbeit fuhr ich dorthin. Praktisch war, daß der Hof auf dem Heimweg lag. Das Wochenende verbrachte ich mit dem Rausstellen der Pferde, mit Putzen, Reiten, Quatschen, Pferde wieder reinstellen, Paddock Abäppeln etc.

Zu Hause kamen langsam die ersten Beschwerden. Boris, mein damaliger Lebensgefährte hätte mich bestimmt gerne öfter und länger gesehen. Aber ständig kam etwas dazwischen. Einmal kam der Tierarzt zum Ultraschall der tragenden Stuten – das hatte ich doch noch nie gesehen. Ein andermal bekam ein Pferd diesen oder jenen Spezialbeschlag – auch hochinteressant. Manchmal kam Heu – da kann man die anderen doch nicht alleine schuften lassen und dann begannen auch die Turniere. Selbstverständlich fuhr ich von Anfang an, so oft mit, wie möglich. Pferde verschönern, Pferde verladen, Satteln, abreiten etc. Alles neu und spannend.



Ich half zu der Zeit einem Springreiter, dessen Pferde zu versorgen, mit allem was dazugehörte. Mit diesen Warmblütern fuhr ich also jedes Wochenende auf Springturniere. Das fing mitten in der Nacht mit Füttern an und vom Verladen übers Fahren bis hin zum Satteln und Schrittreiten war ich für alles verantwortlich. Ich war immer wieder froh, wenn die Pferde wohlbehalten in der Box standen. Von dieser Seite her war mir die Turnierluft gut vertraut.

Gespannt wartete ich auf mein erstes Westernturnier. Wolfgang stellte Leo regelmäßig in den Disziplinen Reining, Westernriding, Trail und Superhorse vor. Damals waren das noch „Böhmische Dörfer“ für mich, heute weiß ich natürlich bestens Bescheid. Wir fuhren also nach Hünxe zum WRR (Western Reiter Rheinland) und ich staunte nicht schlecht, als Wolfgang Paddockmaterial auspackte. „Was hast Du denn vor?“ fragte ich. „Sieh Dich doch mal um. Das ist bei unseren Turnieren so üblich.“ Wer einmal die Hektik bei Springturnieren erlebt hat, weiß, wie mir jetzt zu Mute war. Kein Streß, keine gesattelten Pferde, die stundenlang im Hänger standen. Die Krönung war ein Pferd, das frei auf der Wiese rumlief. „Ich glaube, da ist einer abgehauen“, wies ich Wolfgang darauf hin. „Ach was, der läuft nicht weg. Der steht immer frei rum“, war der einzige Kommentar. Ich bekam den Mund nicht mehr zu. Leo kam auf sein Paddock und wir packten erst einmal die Campingmöbel aus. Doro sorgte für Kaffee und Kuchen. Es war unglaublich, ein Gefühl wie im Urlaub.

Alles Liebe
Eure

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