Evenhof (37)

Ich dachte also daran, wieder Kontakt zum Evenhof aufzunehmen. Den Kontakt zu Susanne hatte ich in dem Dreivierteljahr nicht verloren, aber auch sie konnte mir in meinem gespaltenen Verhältnis zu den alten Stallbesitzern nicht helfen, da mußte ich ganz alleine durch. Ich versuchte es mit Emails und bekam keine Antwort. Über andere Leute hörte ich immer nur Horrorgeschichten, die mich weiter verunsichert haben. Alle Versuche waren fruchtlos. Es blieb nur eins – der Weg dorthin.

Ich kam von Susanne, als mich der Rückweg am Evenhof vorbeiführte. Wenn man aus der Nachbarstadt auf die Landstraße kam, konnte man abends den Hof schon von weitem sehen, falls dort Licht brannte. Es war Sonntag Abend nach 18 Uhr und stockduster. Eigentlich war schon Stallruhe aber manchmal gönnten sich Doro und Wolfgang gerade diese ruhige Zeit für ihre eigenen Pferde. Oft genug war ich schon vorbeigefahren und traute mich nicht, persönlich dort einzulaufen. Zu stark war die Bindung, die ich über Jahre gewonnen hatte, zu stark die Emotionen, die ich für den Stall und die Leute dort hatte. Ich kam also mit dem Auto aus der Nachbarstadt auf die Landstraße und dachte mir: „Wenn das Licht in der Halle brennt geh ich rein, wenn nicht, fahre ich weiter.“ Ich sah nichts und wollte schon aufatmen, aber im letzten Moment bemerkte ich entsetzt, daß tatsächlich Licht in der Halle war. Mein Herz schlug wie wild. Ich hatte es mir spontan vorgenommen, sollte ich jetzt den Sprung ins kalte Wasser wagen. Was, wenn sie mich abwiesen? Das war die Horrorvorstellung für mich.

Und ich tat es. Ich bog ab und fuhr auf den Parkplatz. Ohne weiter groß Nachzudenken betrat ich den Hof. Es war fast wie beim ersten Mal. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Und dann sah ich, daß Wolfgang in der Halle war und Doro davor stand. Na, jetzt gab es keinen Weg mehr zurück.


Lieben Gruß
Eure

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