Evenhof (38)

„Hallo Doro!“ „Hallo Conny!“ In meinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Das hörte sich ja alles ganz normal an. „Wie geht es Euch?“ „Gut! Wolfgang reitet!“ „Schau mal Wolfgang, wer hier ist!“ Er kam angeritten und grinste. „Hey, wie geht es Dir?“ Ich verstand die Welt nicht mehr. Was hatte ich alles an Gerüchten gehört, so schlimm, daß ich befürchtet hatte, sie würden mich achtkantig vom Hof schmeißen. War das jetzt alles erfunden? Ach egal. Ich nahm es, wie es war. Wir redeten ein wenig und verabredeten uns für die nächsten Tage. Mein Anliegen, mit Luzie zurückzukommen, hatte ich auch schon vorgetragen. Puh – fiel mir ein Stein vom Herzen.


Ein paar Tage später saßen wir dann, ganz so als ob nie etwas gewesen wäre, in der Küche und erzählten. Wie es uns ergangen war und was wir so planten. Die beiden waren ganz begeistert von dem Gedanken, daß Luzie zurückkommen sollte. Und Wolfgang hatte sich auch schon Gedanken gemacht. „Du bekommst die alte Box vom Nicki und den Trailplatz, den sowieso keiner benutzt, bauen wir zum Paddock um. Ich erzählte von Mingo, die mir ihren alten Unterstand geschenkt hatte und wir planten, ihn auf dem Paddock aufzustellen. Zu guter letzt sollte ich mir dann noch jemanden suchen, der sein Pferd mit Luzie zusammen auf das Paddock stellen wollte. Candy, die mit ihrer Besitzerin Marion gerade erst eingezogen war, sollte z. B. eine gute Wahl sein.


Und nachdem wir schon eine Weile gequatscht hatten, kam dann auch die Frage, auf die ich die ganze Zeit gehofft hatte: „Und was ist mit Lady? Möchtest Du sie noch....“ Ich fiel Wolfgang fast um den Hals. „Ja natürlich. Meine Lady. Gerne würde ich sie wieder als Reitbeteiligung haben!“ Überglücklich verließ ich an diesem Abend den Hof.


Überglücklich? Nicht ganz! Eine Sache passierte an diesem Abend noch, die mich gleich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Ich schaute nämlich auch mal kurz in den Stall und lief prompt einer der alten Einstallerinnen in die Arme. Wir hatten bis dahin wenig Kontakt, weder positiv noch negativ. Sie war mit ihrem Mann ca. ein halbes Jahr vor Luzies Geburt mit drei Pferden auf dem Hof eingezogen. Als sie mich sah entfielen ihrem essigsaurem Gesicht ganz spontan die Worte: „Oh Gott! Was willst Du denn hier?!“ Ich war es gewohnt, daß sie auf alles herabschaute, aber so aggressiv hatte ich sie noch nicht erlebt. Meine Begeisterung kann man sich vielleicht vorstellen. Na super, das fing ja schon wieder ganz klasse an!


Ein paar Tage später, kurz vor Sylvester, zogen wir also wieder um. Ingo war so lieb, uns zu fahren und damit Luzie nicht alleine im Hänger stehen mußte, fuhr ich kurzerhand hinten mit. Trotz ihrer Aufregung ging die kurze Fahrt gut vorbei und schon nach 30 Minuten Fahrzeit war sie wieder auf dem Evenhof. Die Box war schön, eine der wenigen mit Fenster und der Stalltrakt hatte mir sowieso immer am besten gefallen.


Meinen Urlaub verbrachte ich mit „Bauen“. Wir brauchten ein paar Tage um den Unterstand aufzustellen, den Zaun zu ziehen und eine Drainage zu legen, die etwas mehr als das halbe Paddock abdeckte. Ebenfalls von Mingo brachte ich die Zwischenmatten mit, auf die wir dann den Sand aufbrachten. Es war alles in allem keine geringe Investition, aber ich hatte ein wenig für mein Pferd gespart und hier war das Geld vernünftig angelegt.


Es fanden sich auch gleich ein paar Einstaller die gerne ihr Pferd mit auf das Paddock gestellt hätten. Die anderen Pferde hatten nur jeweils so viel Platz, daß sie alleine auf einem Paddock stehen konnten. Sie waren zwar den ganzen Tag draußen, hatten aber nicht die Möglichkeit sich groß zu bewegen oder auch unterzustellen. Mein Paddock war groß genug zum Toben und bot Schutz vor Nässe.


So kam es, daß wir Candy mit auf das Paddock stellten. Leider wurde sie aber so dominant, daß ich, bald um Luzie fürchtend, nach einer alternativen Lösung suchen mußte. Am liebsten wäre mir ja sowieso gewesen, Susanne hätte Tivio mit auf mein Paddock gestellt und eigentlich hatte ich auch damit gerechnet, daß sie als erstes fragen würde. Aber Annabella wollte dies auf keinen Fall und letztendlich war es ja auch ihr Pferd. Schlußendlich kam dann Sam dauerhaft mit auf das Paddock. Er und Luzie verstanden sich, bis auf ein paar kleinere Ausraster, ganz gut und dies war wohl die beste Lösung.



Von den alten Einstallern kam bis auf ganz wenige Ausnahmen nur positive Resonanz. „Schön, daß Du wieder da bist.“ „Wir haben Dich vermißt.“ „Du gehörst doch hierhin“, sind ein paar der Sprüche, die ich zu hören bekam. Ich war ehrlich überrascht, nachdem ich doch mit ganz anderem gerechnet hatte.


Lieben Gruß
Eure






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