Bedburdyck

Im neuen Stall erreichte mich als erstes die Hiobsbotschaft, man hätte nur noch die Hälfte der Weiden, weil sich ein stark verbreitetes Unkraut als hochgiftiges Jakobskreuzkraut herausgestellt hatte. Blöderweise wurden ein paar Tage vorher einige Weiden gemäht und das Gras liegen gelassen. Im getrockneten Zustand fressen die Pferde das Zeug und deshalb konnten diese Weiden vorerst nicht mehr genutzt werden.

Luzie lebte sich schnell ein und ich fuhr endlich wieder richtig gerne zum Stall. Die Stallgemeinschaft war super, der Streß mit dem Jakobskreuzkraut und die viele Arbeit, die es auf dem Hof gab, schweißte uns zusammen und ich vermißte den Evenhof überhaupt nicht.

Mir fiel nur auf, daß der Stallbetreiber, der sehr, sehr viel Arbeit vor der Brust hatte, die Zeit damit verbrachte, täglich in diesem schönen, heißen Sommer mit uns im Schatten unter dem Baum mit dem wunderschönen Blick über die Weiden zu genießen. Christian war sehr gesellig und ein Kaffee folgte dem anderen und schon wieder war ein Tag vergangen, ohne daß die Arbeit erledigt war.

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Mit der Zeit stellte sich heraus, daß dieser Mensch, der die Leute um den Finger wickeln konnte und dies auch gerne und ausgiebig tat, leider seine Pflichten dabei allzu oft vergaß. Ich erinnere mich, ihn bei einem meiner Besuche noch gefragt zu haben, ob er finanziell überhaupt in der Lage sei, dieses Projekt zu bewältigen und daß er mir daraufhin von seiner Baufirma und der angeschlossenen Gartenbaufirma und seinen ganzen tollen Geräten, die er nun auch auf dem Hof einsetzen könnte, erzählte.

Später stellte sich heraus, daß er noch nicht einmal einen eigenen Trecker hatte, aber das fand ich leider zu spät heraus. Und mit der schlechten Jahreszeit kam auch ganz schnell das böse Erwachen. Auf den Weiden lag verfaultes Obst, die Zäune fielen um, die Paddocks versanken im Schlamm, die Unterstände wurden verspätet gebaut, es gab keinen Strom im Stall bzw. wurde der später laienhaft nachinstalliert. Es gab keine Selbsttränken, weder auf der Weide noch in den Boxen und sie wurden auch nicht, wie versprochen, installiert. Weder wurde das Roundpen überdacht, noch die versprochene Halle gebaut. Der Misthaufen wuchs und wuchs bis an Luzies Fenster und darüber hinaus und wurde in der ganzen Zeit nicht einmal abgeholt. Es gab ein einziges Mal eine Heulieferung in kleinen Ballen von einer Landwirtin, danach wurden einzelne Rundballen nach Bedarf mit dem Hänger geholt. Wie ich später erfuhr, immer von anderen Bauern. Die eigenen Pferde wuchsen auf eine Zahl von 12 an und diese lebten in einer durch Strombänder in Parzellen unterteilten Scheune. Die Garage, eigentlich die Futterkammer, wurde auch noch zur Box. Und sechs Hunde schissen täglich den Hof voll.

Leider hatte ich auch privat einigen Ärger am Hals. Zwei Wochen nachdem ich nun endlich diesen Stall in der Nähe meines Wohnortes gefunden hatte, trennte sich mein damaliger Partner völlig überraschend von mir. Das warf mich völlig aus der Bahn. Und zum ersten Mal in Luzies Leben stand sie nicht an erster Stelle. Gleichzeitig fing sie an zu lahmen und ich konnte sie nicht reiten.

Da die Umstände im Stall zu diesem Zeitpunkt noch nicht so schlimm waren, war ich begeistert, als ich vom Stallbetreiber das Angebot bekam, dort in eine Einliegerwohnung einzuziehen. Leider war diese aber noch nicht fertig. Es mußte noch ein Bad eingebaut und Wasser in die Kochnische gelegt werden. Die Wohnung war ansonsten sehr schön und der SB versprach mir, daß seine Firma den Rest schnell erledigt hätte. Damals glaubte ich ihm noch.

Ich fing also an zu renovieren und mein Ex und Susanne halfen mir dabei. Sie besorgte mir Farbe und half mir sehr viel bei der Gestaltung der Räume und bald waren wir fertig und holten die ersten Möbel aus der alten Wohnung. Alles war bereit, nur Christian vertröstete mich täglich damit, daß er mit dem Wasser, den Fußleisten und dem Bad am kommenden Tag beginnen wollte, was nie geschah. Nach 6 Wochen hatte ich die Nase gestrichen voll, riß mich zusammen und besorgte mir über Nacht eine sehr schöne Wohnung. Als ich Christian davon erzählte, wurde er sauer und kündigte mir die Box zum nächsten Ersten, dem 1. Dezember 2004, womit ich allerdings auch schon gerechnet hatte.

Ich machte mich also wieder auf die Suche nach einem geeigneten Stall und entschied mich für einen 4-Sterne-LAG-Stall, der den einzigen Nachteil hatte, daß er 35 km von meiner neuen Wohnung und 50 km von meiner Arbeitsstätte entfernt war. Der Stall erfüllte ansonsten alle meine Ansprüche und überzeugte mich trotz der weiten Anfahrt. Ich machte den Platz für das kommende Wochenende fest.

Als wir Luzie verladen hatten, kam Christian auf mich zu, sagte, daß es ihm leid täte und bot mir an zu bleiben, aber ich lehnte das ab. Die Zustände auf diesem Hof waren echt zu chaotisch.

Das Ende des Hofes war dann auch nicht mehr in weiter Ferne. Kurz darauf waren der Stallbetreiber und seine Pferde plötzlich verschwunden und die restlichen Einstaller mußten sich in einer Nacht- und Nebelaktion schnell eine neue Unterkunft für ihre Pferde besorgen.

Von dem Tag an, als ich Luzie in Bedburdyck verladen hatte, habe ich übrigens nie wieder ein Sterbenswörtchen von Susanne gehört. Sie antwortete weder auf meine SMS, noch ging sie ans Telefon, wenn ich anrief und ich habe sie bis heute nicht wiedergesehen.

Lieben Gruß
Eure

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