Moosheide

Aber Luzie, wäre nicht Luzie, wenn sie mir nicht gleich wieder Sorgen gemacht hätte. Sie war gerade mal ein paar Tage hier, da stand sie eines Tages mit einem dicken Bein in der Box und konnte kaum noch laufen. Ich dachte mal wieder an ein Hufgeschwür und rief den Tierarzt. Der kam und glaubte aber gar nicht an ein Hufgeschwür. Er stellte fest, daß die Sehne geschwollen war. Wir bekamen DMSO und Ruhe verordnet.

Wir beobachteten sie und stellten fest, daß Sie sich überhaupt nicht mit ihrer Boxennachbarin vertrugt. Regelmäßig keilte sie aus und dabei hatte sie sich dann wohl auch verletzt. Glücklicherweise waren die Stallbetreiber so lieb, mir eine andere Box zu geben. Seit dem ist Ruhe und die Keilerei hat aufgehört.

Das Bein verheilte und ich fing langsam wieder an, sie aufzubauen. Und endlich konnte ich anfangen Luzie richtig zu reiten.

Anfangs war ich der Meinung, ich könnte Luzie im Winter nicht genug Bewegung bieten und suchte mir eine Reitbeteiligung. Ich fand ein sehr nettes Mädchen, die ab sofort samstags kommen sollte um Luzie zu reiten. Sie war bis dahin nur klassisch geritten, kam aber mit Luzie ganz gut klar. Leider mußte sie irgendwann aus zeitlichen Gründen wieder aufhören. Aber da wir inzwischen eine sehr große und gute Führanlage bekommen hatten, war das nicht mehr so schlimm. Denn nun konnte ich Luzie in den Zeiten, in denen Reiten nicht möglich war, wenigstens Bewegung in der Führanlage verschaffen. Stehtage brauchte es also nie geben und ich verzichtete darauf, mir eine neue Reitbeteiligung zu suchen.

Anfangs hatte ich noch versucht, mich durch die Teilnahme am klassischen Unterricht weiterzubilden. Ich war der Auffassung, daß guter Reitunterricht auf keinen Fall schaden könnte. Aber leider bin ich nicht wirklich für die Dressurarbeit geeignet. Sobald der Zügel dauerhaft auf Spannung kommt, fange ich an zu ziehen und mich fest zu machen. Es war eine super Erfahrung, mal gesagt zu bekommen, wann das Pferd gerade läuft und wann nicht, und was man dagegen machen kann. Aber im Endeffekt machte ich mir mehr Probleme, als ich vorher hatte. Und so machte ich mich wieder auf die Suche nach gutem Westernunterricht.

Liebe Freunde von mir, die ich in Kempen kennengelernt hatte, zogen ein paarmal mit ihren Pferden um und fanden dabei ihren neuen Trainer, Klaus. Sie luden mich ein, an einem Kursus bei ihnen teilzunehmen und ich sagte zu. Ein Freund von Michael war so lieb uns seinen Hänger und seinen Bulli zu leihen.

So kam es, daß auch wir den lieben Klaus kennenlernten. Wir fanden direkt einen sehr guten Draht zueinander und ich hatte das Gefühl endlich den Trainer gefunden zu haben, der zu Luzie und mir paßte. Den Dressurunterricht mußte ich dann aber leider absagen, weil beides, Dressur- und Westerntraining, in meinem Falle nicht harmonierte, was aber rein an meinem Unvermögen liegt.

Leider konnte ich viel zu selten zum Klaus fahren. Ein Grund war der fehlende Hänger und das fehlende Zugfahrzeug. Mit dem Hänger konnten wir uns arrangieren und ich könnte mir auch den Bulli öfter mal ausleihen. Aber die Endlösung war das nicht. So kam es, daß Michael sein eigenes Interesse und meinen Bedarf miteinander verband und anfing nach einem Pickup als Zugmaschine zu suchen. Die Geschichte hat sich verselbstständigt und kann in meinem Partnerblog
www.pxlpickup.blogspot.com und www.pxlrueckblick.blogspot.com nachgelesen werden.

Aber die Zeit mit Klaus war gut angelegt. Ich begann langsam zu verstehen, daß dieses brave Pony mich eigentlich auch ganz schön verarscht. Sie trägt sich nämlich immer sehr hübsch und macht auch immer einen ganz entspannten und lockeren Eindruck, was mir auch öfter mal von den dressurorientierten Mitreitern bestätigt wurde, aber wenn man wirklich mal etwas von ihr will macht sie sich fest und blockiert. Sie ist von Natur aus sehr athletisch und trägt sich gut, aber im Endeffekt macht sie, was sie will. Das gipfelte darin, daß sie auf einem der Kurse so heftig herumbockte, daß sie mich fast abgesetzt hätte. Ich war perplex, denn das kannte ich nicht von ihr. Klaus gab mir ein Verständnis dafür, wie sie laufen sollte und die passenden Hilfen an die Hand, die ich einsetzen konnte um sie nachgiebiger zu machen und siehe da, mit der Zeit lief sie immer besser und wir arbeiteten uns langsam an die fliegenden Wechsel heran. Ich ritt sehr viel Galopp und übte ständig den Außengalopp, der täglich besser wurde und Luzie immer leichter fiel. Als unsere gesamte kurze Seite der Halle verspiegelt wurde, hatte ich endlich Gelegenheit, einmal selbst zu sehen, in welch schöner Haltung sie mittlerweile lief.



Und dann kam ich eines Tages in den Stall, es war gegen Anfang des letzten Jahres, da wollte sie gar nicht aus der Box kommen. Ich wollte sie am Halfter herausziehen und sah, daß das arme Pferd auf drei Beinen stand. Vorne rechts trat sie nicht auf. Einen Tag vorher war der Schmied da gewesen. Ich selbst konnte nicht erkennen , aber wahrscheinlich ist dabei etwas schief gelaufen und meine kleine empfindliche Maus war direkt stocklahm. Wie empfindlich sie ist, kann man sich denken, wenn man hört, daß sie sechs bis acht Wochen brauchte, um sich davon wieder zu erholen.

Mittlerweile war es Ende April, Anfang Mai und ich konnte sie langsam wieder reiten. Anfangs schonte ich sie noch aber dann ging ich recht zügig wieder zur Tagesordnung über.

Ich kann nicht sagen, woher es kam, aber vorne rechts entwickelte sich ganz langsam eine Schwellung im Bereich der mittleren Beugesehne. Luzie lahmte nicht, aber das Bein sah komisch aus. Ich schaltete also wieder einen Gang zurück und schonte sie wieder. Ich führte viel, ritt selten und wenn dann möglichst wenig enge Wendungen und machte auch sonst nicht so viel mit ihr. Das Training ließ ich erst einmal ganz bleiben.

Die Zeit ging dahin aber das Bein veränderte sich nicht gravierend. Es wurde weder besser, noch schlimmer und auch die Tierärztin konnte keine Lahmheit feststellen. Wir schonten weiter, liefen zwei Wochen nur Schritt aber es veränderte sich nichts. Dann fing ich wieder an, sie ganz normal zu reiten.

Irgendwann war es dann aber doch so weit, daß sich eine Lahmheit einstellte und der Tierarzt verordnete mal wieder Boxenruhe und DMSO. Ich weiß nicht, wie viele Wochen es wieder dauerte, aber mit der Zeit wurde es besser. Die Schwellung ging zurück und die Lahmheit war irgendwann auch weg. Wir finden also ganz langsam wieder an unserer reiterliche Karriere erneut aufzubauen und nach ein paar Wochen trabten wir auch schon wieder ganz vorsichtig, aber munter herum. Ich hatte gerade wieder mit dem Galopp angefangen, und war glücklich, daß das Bein hielt, bis ich eines Tages wieder vor der Box stand und mein Pferd, das mir sonst immer entgegen kam, in der Ecke stehen blieb und mich anschaute. Diesmal war es wieder das linke Hinterbein, das gleiche, das damals kurz nach dem Einzug schon einmal Probleme gemacht hatte. Es war dick und geschwollen und Luzie wollte es partout nicht belasten.

Ich dachte sofort wieder an ein Hufgeschwür, was auch die Tierärztin bestätigte. Sie wickelte den Huf ein und stellte ihn dabei aber auch hinten hoch um die Sehnen zu entlasten. Zufälligerweise war der Schmied für den nächsten Tag bestellt und auch er vermutete ein Hufgeschwür. Leider fand er aber am Huf selbst nichts und wir stellten Luzie weiterhin in Rivanol. Samstags wurde das Bein langsam dünner und sie lahmte auch weniger. Aber von da an tat sich nicht mehr. Als nach zwei Wochen immer noch keine Besserung eintrat entschieden wir uns für Röntgenaufnahmen.

Der Befund war winzig und es ist nicht ausgeschlossen, daß Luzie schon länger diesen kleinen Spalt am Gleichbein hat. Vorstellbar ist auch, daß dieser von der alten Verletzung im Juli 2006 herrührte. Wahrscheinlich ist der Fesselträger für die aktuelle Lahmheit verantwortlich. Wir versuchten eine Leitungsanästhesie um die genaue Stelle herauszufinden aber Luzie ließ sich mal wieder nicht spritzen. Sie machte so ein Theater, daß wir leider ergebnislos aufhören mußten. Daraufhin begannen wir die schon bekannte und immer bis jetzt immer erfolgreiche Therapie mit Boxenruhe, Schrittführen, DMSO und geben dazu auch noch einen Entzündungshemmer.

Ich führe sie jetzt schon seit 8 Wochen täglich im Schritt an der Hand und seit kurz vor Weihnachten, also seit ca. 3 ½ Wochen bleibt sie auch tagsüber in der Box und kommt nicht aufs Paddock. Dabei ist sie das bravste Pferd der Welt. Sie trottet in aller Seelenruhe hinter mir her und nur ganz selten ist regt sie sich auf und trabt an, pariert aber auch schon von ganz alleine wieder durch zum Schritt. Und langsam wird es besser. Die Schwellung ist weit zurückgegangen, sie schont so gut wie gar nicht mehr und läuft im Schritt schon recht klar. Der Trab ist noch ein wenig taktunrein, aber es ist viel besser, als vor drei Wochen. Die Beugeprobe besteht sie noch nicht und beim Abtasten merkt man noch sehr gut, wo der Schmerz ist, aber es wird deutlich besser und ich hoffe, sie in ein paar Wochen wieder vorsichtig anreiten zu dürfen.

Ich war ein wenig enttäuscht, daß wir bei der Champagne Challenge an Neujahr nicht mitmachen konnten und es war sehr schade, daß wir bei dem tollen Schnee nicht ausreiten konnten. Aber diese Dinge kann man verschmerzen. Hauptsache ist, sie kommt irgendwann wieder ganz in Ordnung.


Lieben Gruß
Eure


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