Evenhof (42)

Nach dem Anreiten dauerte es nicht lange, da begann ich, über eine Turnierteilnahme nachzudenken und als Luzie vier Jahre alt war, meldete ich uns bei der Jungpferdeprüfung des WRR an. Und mit dem Tag der Anmeldung fing ich an, fieberhaft alles zusammenzustellen, was ich dafür brauchte und ebenso fieberhaft zu üben.

Die Jungpferdeprüfung des WRR ist eine sehr schöne Prüfung. Sie begann damals mit einem Walk-over über Stangen in jeweils 50 cm Abstand, dann ging es über ein Brett und anschließend direkt seitwärts über eine Stange; hin und wieder zurück. Danach mußte man im Trab drei Schlangenlinien durch die ganze Bahn reiten um anschließend anzugaloppieren. Nach anderthalb Zirkeln im Rechtsgalopp wechselte man mit einem einfachen Wechsel auf die linke Hand um dort noch einen Zirkel in der höchsten Gangart zu vollenden. Bei X mußte man dann anhalten, verharren, einmal rechts- und einmal linksherum wenden und mit ein paar Schritten rückwärts war die Prüfung auch schon beendet.

Ich hatte also viel zu üben und Sylvia unterstützte mich dabei. Die Stangenarbeit fingen wir an der Hand an und schon bald schaffte Luzie es problemlos seitwärts über die Stange zu balancieren. Das Walk-over fiel ihr schwer und sie nahm des öfteren zwei Stangen auf einmal. Das Brett machte ihr überhaupt keine Schwierigkeiten und lies sie völlig cool.

Die Schlangenlinien im Trab nahmen wir mit links aber der Galopp hatte es in sich. Die Zirkel klappten schon ganz gut, aber Luzie galoppierte nicht immer direkt an oder kickte nach meinem Schenkel. Sie entzog sich auch gerne dem äußeren Zügel und somit wurden die Zirkel oft etwas eirig. Wir hatten noch so viel zu lernen.

Jutta und Siggi hatten sich netterweise bereit erklärt, Luzie im Hänger mitzunehmen. Alles andere sollte ich selbst transportieren. Ich nahm es natürlich wieder allzu genau und mein Perfektionismus hatte einige Grinser zu Folge. Denn wer meinen kleinen, alten Honda Civic sah, vollgeladen mit dem ganzen Krempel, der konnte nicht anders, als grinsen. Mir selbst ging es so und trotzdem lud ich das Auto zu jedem Turnier wieder voll bis oben hin.

Angefangen von Luzies Ausrüstung: Putzkasten, Sattel, Pad, Trense, Gamaschen und Abschwitzdecke fanden auch noch drei Campingstühle, zwei Eimer, ein komplettes Paddock mit 10 Kunststoffpfählen, 200 m Elektroband und Weidezaungerät sowie die komplette Longierausrüstung mit Longe, Peitsche und Ersatzhalfter ihren Weg in mein Auto. Aber damit war es noch nicht genug. Ich hatte immer einen ganzen Erste-Hilfe-Kasten für mein Pferd dabei, mit allem, was dazugehört, des weiteren eine Ersatzabschwitzdecke, Ersatztrense, Ersatzpad, Ersatzhalfter, Ersatzlonge und alles, was man sonst noch so ersetzen kann. Das Heu hatte ich natürlich auch im Auto und genug Futter um den ganzen Stall tagelang reichlich zu versorgen, ebenso war es mit dem Wasser, welches ich in zwei großen Kanistern mitnahm. So Kleinigkeiten, wie Papiere etc. muß ich wohl nicht extra erwähnen.

Aber ich hatte natürlich noch weitere Ideen. Ein eigenes Zugfahrzeug sollte her, damit ich nicht mehr auf andere angewiesen war. Im Nachhinein bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob das alles so richtig war. Denn wenn ich heute darüber nachdenke, kann ich mir vorstellen, daß ich damit einigen Leuten vor den Kopf gestoßen habe. Sie hatten mich gerne mitgenommen und waren enttäuscht, als ich nicht mehr mit ihnen fuhr. Dabei wollte ich doch einfach nur so wenig zur Last fallen, wie möglich, und - typisch ich - möglichst selbstständig sein.

Ich kaufte mir also, bekloppt wie ich damals war, für die zweite Saison, Luzie war jetzt fünf und durfte in diesem Jahr noch „Jungpferde“ gehen, mein Traumauto, einen Mercedes Kombi mit riesiger Ladefläche und natürlich mit der heiß ersehnten Anhängerkupplung.

Lieben Gruß
Eure


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