Evenhof (26)

Die Fahrten zum Hengst waren aber nicht die einzigen, die wir unternahmen. Tivio, der mit seinen drei Jahren erst eine kurze Basisausbildung hinter sich hatte, war recht dominant und brauchte eine solide Ausbildung. Nachdem Susanne zuerst einen Flop mit einem Trainer erlebt hatte, sollte er nun zu Gary zur Ausbildung. Mit ihm war auch alles abgesprochen, als wir uns eines schönen Tages auf den Weg machten. Tivio ließ sich sehr gut verladen. Ich hatte damals einen alten Mercedes mit Anhängerkupplung, den Hänger hatten wir uns von Mingo geliehen.

Jetzt war es an Susanne, nervös zu sein. Ständig schaute sie nach hinten und seitwärts aus dem Fenster, um sicherzugehen, daß ich auch nirgends anrempelte. Tivio hingegen merkte man nicht. Es war, als wäre der Hänger leer, so ruhig stand er.

Bei Gary angekommen, stellten wir fest, daß wir auf einen recht engen Innenhof fahren mußten. Wir luden Tivio hier aus und erkundigten uns nach seiner Box. Ein kleiner junger Mann in einem Overall teilte uns mit, daß wir das Pferd in den Stall bringen sollten. Wir gingen rein, und stellten fest, daß alle Boxen belegt waren. Das wollten wir dem Herrn dann auch mitteilen, aber leider war er mittlerweile verschwunden. Wir suchten ihn und eine Weile später fanden wir ihn dann auch. Auf unsere Bemerkung, wo Tivio denn nun hinsollte, holte er kuzerhand ein Pferd aus der Box, sagte: „Stellt ihn hier hinein“ um mit dem Pferd an der Hand wieder zu verschwinden. Susanne und ich schauten uns ganz perplex an. „Will er denn die Box nicht wenigstens saubermachen?“

Ich mußte dann mal dort hin, wo auch der Kaiser zu Fuß hingeht und als ich auf dem Rückweg um die Ecke kam, sah ich Susanne mit dem Herrn, der sich dann auch noch als Chef der Anlage herausstellte, lamentieren. Ich ahnte böses und bevor ich noch beschwichtigend einschreiten konnte, wurden Susanne und ihr Pferd kurzerhand vom Hof geworfen. Hatte sie sich doch erdreistet, zu fragen, ob sie denn nicht angemeldet gewesen sei. Daraufhin bekam sie zu hören, daß wegen ihr ja schließlich ein Pferd die Nacht auf der Weide verbringen müsse. Was sie denn wolle. Ein Wort gab das andere und wir konnten Tivio direkt wieder einladen. Gary hatten wir in leider auch noch nicht entdeckt und so waren wir froh, und Susanne sogar ganz stolz, als sich Tivio problemlos wieder verladen ließ und wir schnurstracks den ungeliebten Ort wieder verließen.

Das war vielleicht ein Schock und auf der ganzen Rückfahrt fluchten wir wie die Rohrspatzen, was der sich denn einbilden würde. Wieder auf dem Hof erzählten wir unsere Geschichte, aber so richtig glaubte uns niemand, denn der besagte Anlagenbesitzer war recht bekannt und von dieser Seite kannte man ihn noch nicht. Noch lange Zeit später, war dieser Vorfall immer wieder Gesprächsthema bei Susanne und mir. Tivio kam dann letztendlich zur Grundausbildung auf eine Anlage in Ratingen, wo es ihm, Susanne und nicht zuletzt Annabella sehr gut gefiel.


Lieben Gruß
Eure

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