Evenhof (25)

In den nächsten Tag konnte ich an nichts anderes mehr denken. Alles drehte sich um die eine Frage: „Kann und will ich mir das erlauben? Möchte ich ein eigenes Pferd?“ Das hatte ich bis dato ja immer verneint. Die Reitbeteiligung war mir immer genug. Man hat mit nix was am Hut und kann immer reiten. Ist doch ideal. Und von den Kosten her ist eine Reitbeteiligung sowieso viel günstiger. Der einzige Gedanke, der mich davon abhielt, abzulehnen, war: „Es wäre Ladys Fohlen. Diese Chance bekommst Du nie wieder.“ Ich rechnete und rechnete. Redete zu Hause darüber und kam - natürlich - zu dem Entschluß: „Ich tue es!“

Nach zwei Wochen Bedenkzeit sprach mich Wolfgang wieder an. Ich sollte ihm jetzt bald mal etwas sagen, da Lady bald wieder in die Rosse käme und wir dann ja noch ein paar Vorbereitungen treffen müßten. Ich sagte also zu, nachdem ich eine Frage geklärt hatte: „Was ist, wenn es ein Stutfohlen wird?“ „Egal, es wird deins sein“, war die Antwort, wohl in dem festen Glauben „Lady kann nur Jungs!“

Zufälligerweise wurde Lou, die ja auch noch einmal besamt werden mußte, prompt so ungünstig rossig, daß Wolfgang, der auf Dienstreise war, den Samen nicht rechtzeitig besorgen konnte. Also bot ich mich an. „Ach weißt Du, Du kennst ja den Hermann schon und warst schon einmal dort. Hänger fahren kannst Du auch. Hättest Du nicht Lust, den Samen von der Jomm-Ranch zu holen, und Lady auf dem Weg dorthin gleich beim Hermann Kind abzuliefern?“ Ich war platt. Welche Ehre, sein Pferd ganz alleine transportieren zu dürfen. Ein toller Vertrauensbeweis. Klar würde ich das tun. Lady war zwar noch nicht rossig, aber sie konnte ruhig ein paar Tage länger bei ihrem Hengst stehen. Schaden konnte es nicht und Platz war dort genug vorhanden.

Es war eine schöne Fahrt. Ich war aufgeregter als je zuvor. „Meine Lady“ stand ja auf dem Hänger. Oft wurde sie ja nicht herumgefahren aber wenn, dann fast immer nur zum Hengst. Susanne, die mich natürlich begleitete, paßte aber gut auf mich auf und zusammen schafften wir es, das Pferd gut abzuliefern und den Samen von der Jomm-Ranch zu besorgen. Witzigerweise wurde Lady wieder prompt rossig, sobald sie „Ihren“ Jac sah.

Eine Woche später holten wir sie wieder ab. Die Ultraschallbilder drei Wochen später bescheinigten uns ihre Trächtigkeit. Wie immer, sah man Zysten auf den Bildern, so daß ein paar Wochen später noch einmal geschallt wurde, um eine Zwillingsträchtigkeit, zu der Lady ja leider neigte, auszuschließen. Aber auch diese Bilder zeigten einen ganz normalen Verlauf. „Mein Fohlen“ war in diesem Bauch.

Übrigens nahm Lou wieder nicht auf. Es würde also auch 1999 wieder nur ein Fohlen auf dem Evenhof geben. Erst zwei Jahre später, Wolfgang hatte sich nun entschlossen, Lou zu sedieren und dann doch noch einmal zu verladen und auf der Jomm-Ranch decken zu lassen, wurde sie wieder tragend. Sie bekam später noch zwei weitere Fohlen.


Lieben Gruß
Eure


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