Evenhof (16)

Susanne fragte mich dann auch im nächsten Herbst, ob ich nicht Lust hätte, noch einmal mit ihr nach Menorca zu fliegen. Diesmal sollte ich mit ihr im großen Haus wohnen, welches wir dann auch winterfest machen wollten. Ich freute mich sehr über die Einladung und flog gerne mit ihr dorthin.

Dieser Herbst wurde dominiert von unserem Hobby, den Pferden. Susanne kannte eine Menge Leute auf der Insel und natürlich waren auch Reiter dabei. So kam es, daß wir uns fast jeden Abend zum Stall aufmachten. Sie machte Linda fertig, ich sollte (einen Wallach - wie hieß er noch...?) reiten. Die beiden standen etwas voneinander entfernt. Da in dem einen Stall bis auf den einen Wallach nur Hengste standen, konnte Linda dort nicht untergebracht werden und war von daher ein Stück den Weg herunter aufgestallt. Susanne zeigte mir die Sachen und wir verabredeten uns am Ende des Weges mit fertigen Pferden zum Ausritt.


Leider hatte Susanne eine Kleinigkeit vergessen. Als ich nämlich versuchte aufzusteigen, hielt ich den Wallach fest. Das war ein Fehler, denn der brach postwendend zusammen. Ich schaffte es gerade noch, meine Beine unter ihm wegzuziehen, als er sich komplett auf die Seite legte. Ich dachte, er stirbt, oder so etwas. Aber er stand wieder auf und nun standen wir zitternd nebeneinander. „Was war das denn?“ Ich war ja sowieso schon immer mißtrauisch und vorsichtig bei fremden Pferden, deshalb ließ ich ihn beim Aufsteigen auch stehen und nicht losgehen, aber mit so etwas hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.

Susanne lachte sich kaputt, als ich mit dem Pferd an der Hand am Wegesende ankam. „Was ist denn mit Dir? Ich denke wir reiten?“ „Der hat sich hingelegt,“ antwortete ich mit zitternder Stimme. Eigentlich hatte ich schon keine Lust mehr aufs Reiten. Da fiel es Susanne auch schon wieder ein. „Mist. Das macht er immer, wenn man ihn festhält. Man muß ihn sofort losgehen lassen, sonst wirft er sich immer hin.“ Na toll!


Wir saßen natürlich trotzdem auf und ritten durch die Gegend. Es war ganz schön beeindruckend, wie trittsicher diese schwarzen menorcinischen Pferde sind. Wege, die ich mir selbst nicht zutrauen würde, nahmen die Pferde mit einer Gelassenheit wie Bergziegen. Außerdem konnte man mit ihnen an den verkehrsreichsten Straßen entlang gehen, sie machten keinen Mucks. Nachdem ich das herausgefunden hatte und nachdem ich mich an die merkwürdige Reitweise mit einhändig geführten sehr kurzen Zügeln, die keinen Schritt kennt, gewöhnt hatte, fühlte ich mich endlich auch wohl auf dem Rücken dieser fremden und fremdländischen Pferde.

Und sowohl Susanne, als auch mir, ging es witzigerweise genau gleich: als wir wieder zu Hause waren, kamen uns die kleinen, kompakten QH sehr klein und kurzbeinig, kugelrund und unproportioniert vor. Hatten wir doch beide eine Woche lang nur sehr schlanke, hochbeinige und elegante Menorciner gesehen.


Susanne nahm mich noch ein paar Mal mit und ein Ereignis werden wir wohl beide nie vergessen und das ist die Fiesta de San Juan, die wir von der ersten bis zur letzten Minute über 3 Tage mitmachten und wobei wir einen riesigen Spaß hatten. Diesen Bericht werde ich mir aber gerne für eine andere Gelegenheit aufsparen.



Alles Liebe
Eure


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