Evenhof (15)

Wolfgang nahm die Nachricht mit den Worten: „Das stimmt doch nicht, er hat doch nur was am Bein“, auf. Er konnte es einfach nicht glauben.

Susanne war in kürzester Zeit um Jahre gealtert. Wir sind danach nur noch einmal zusammen in die Klinik gefahren. Sie mußte noch die Rechnung bezahlen. Als wir das Büro verließen, sahen wir, daß an der Garderobe Sahibs Halfter hing und vielleicht hängt es heute noch dort.

Diese schreckliche Geschichte hatte Susanne und mich noch mehr zusammengeschweißt. Dadurch, daß ich sie Abend für Abend abholte, nahm ich fast einen Monat lang an Ihrem Familienleben teil und bekam einen Einblick in ihr Leben, wie ich ihn vorher nicht hatte. Wir trafen uns von da an auch öfter mal außerhalb des Stalls, luden uns gegenseitig zum Essen ein und verbrachten viel Zeit miteinander. Irgendwann fiel das Wort „beste Freundin“. Und so war es auch. Wir waren endlich beste Freundinnen geworden. Diese Freundschaft hielt fast 10 Jahre und ein weiteres Pferdeleben lang, bis sie unter ganz merkwürdigen Umständen auseinanderbrach.


Ein paar ganz besondere Momente erlebten wir auf Menorca. Wie schon erwähnt, nannte sie ein Haus, bzw. sogar zwei dort ihr eigen. Jedes Jahr fuhr sie nun mehrmals dorthin, jeweils in den Ferien, da ihre Kinder schulpflichtig waren. Den Sommer verbrachte sie meist ganz dort und ich vermißte sie schon manches Mal in dieser Zeit.
Eines Tages, ich saß im Büro, klingelte mein Telefon und Sabine (die Wimpy ritt) war dran. Sie hatte Urlaub, überlegte, wo sie wohl am besten hinfahren sollte und war auf folgende Idee gekommen: „Du bist doch mit Susanne gut befreundet, hast Du nicht Lust mit mir dorthin zu fliegen?“ Ich war schon immer für spontane Entscheidungen und sagte zu, Susanne anzurufen. Die war ganz begeistert und bot uns das kleine Haus an. Es war kein Problem im Büro frei zu bekommen und schon hatten wir unsere Flüge gebucht. Ich war schon ganz gespannt. So viel hatte ich schon über die Insel und die Leute dort gehört. Nun sollte ich Antonia, Carlos, Bep, Cipri und die anderen endlich selbst kennenlernen.

Sabine überraschte mich am Flughafen mit der Feststellung, wir würden ja jetzt mal einen schönen Sangria zusammen trinken. Überhaupt stellte ich fest, daß wir beide doch sehr verschiedene Vorstellungen von Urlaub hatten. Sie dachte wohl, sie fliegt auf ein kleineres Mallorca und ich haßte diese Arten von Kegeltourismus.
So wurde mein erster Urlaub auf der Insel auch etwas, na ja, speziell, aber es sollte ja auch nicht das letzte Mal sein, daß ich hier war. Das Verhältnis zu Sabine war danach nicht mehr ganz so herzlich, aber im Endeffekt haben wir uns doch immer noch ganz gut verstanden.



Alles Liebe
Eure

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